Bericht Shark Info
An dieser Stelle werden Fragen beantwortet, die häufig an Shark Info
und die Hai-Stiftung gerichtet werden. Die Fragen werden von Dr. A.
Godknecht, Präsident der Hai-Stiftung und Mitglied der Shark Info
Redaktion beantwortet. Die Antworten wurden mit dem wissenschaftlichen
Beirat der Hai-Stiftung abgestimmt.
Falls auch Sie Fragen zu einem speziellen Hai-Thema haben, die Sie an dieser
Stelle beantwortet haben möchten, senden Sie uns die Frage doch einfach per
E-Mail an hai@hai.ch oder
sinfo@sharkinfo.ch oder per
Fax an +41 1 311 67 22.
- Gibt es heute ein wirksames Abschreckungsmittel gegen Haie, etwa
bei Schiffsunglücken?
Der momentan wirksamste Schutz ist der «Shark POD» (Protective Ocean
Device), eine südafrikanische Entwicklung. Sie wird von Tauchern
eingesetzt und schützt sie durch ein schwaches elektrisches Feld, das
die hochempfindlichen Lorenzinischen Ampullen der Haie derart mit
Reizen überflutet, dass sie sich dem Taucher nicht nähern. Aus
Kostengründen kann man die PODs jedoch nicht als Massenschutz
(Schiffsunglück) einsetzen. Für grössere Menschenmassen gibt es
keinen wirksamen Schutz.
- Jährlich werden nach Daten der Food and Agricultural Organisation
(FAO) und Traffic etwa 100 Millionen Haie (ca. 800'000 Tonnen)
getötet. Welche Arten sind besonders gefährdet?
Von der Hochseefischerei werden (hauptsächlich im Beifang) Hochseehaie
wie Blauhaie, Weisspitzen Hochseehaie oder Seidenhaie massiv
dezimiert.
In Asien werden Walhaie wegen ihres Fleisches und ihrer Flossen extrem
brutal gefangen und getötet. Sie sind in dieser Region höchst
gefährdet.
Im europäischen Gewässern wurde der Dornhai (Lieferant von
Schillerlocken, Fish & Chips) fast völlig ausgerottet, die Bestände in
den USA sind momentan, nach jahrelangen Kämpfen gegen die Lobby der
Fischereiindustrie, geschützt.
Die Norweger haben die Heringshaie
(Kalbsfisch) in ihren Gewässern und dem nordwestlichen Atlantik fast
vollständig ausgerottet.
Der Suppenflossen-Hundshai wurde in Kalifornien fast ausgerottet.
Weisse Haie sind vom Aussterben bedroht. Sie werden nicht wegen ihres
Fleisches gefischt sondern für das Ego oder aus Hass. Ihre Kiefer
haben einen Marktwert von oft über 15 000 CHF.
- Warum fürchten sich so viele Menschen weniger vor Löwen oder
Tigern als vor Haien?
Meine persönlich Meinung:
Löwen und Tiger sind Säugetiere, leben an Land, sind warm und haben
ein Fell, das macht sie uns sympathischer als Haie - näheren
Verwandten kann man einen Ausrutscher eher nachsehen. Die Angst vor
Schlangen kommt der vor Haien etwas näher. Haie sind in unseren Augen,
ähnlich wie die Fische, kalt und entsprechend «primitiv», «dumm» und
«unbarmherzig».
Diese Eindrücke sind leider nicht richtig. Es gibt z.B. warmblütige
Haie (nur am Rand), Haie sind aber vor allem nicht primitiv, sondern
sie haben sich seit über 400 Millionen Jahren optimal an ihre Umgebung
angepasst. Sie sind auch nicht dumm, denn sie zeigen komplexes
soziales Verhalten, können lernen und im Vergleich des Verhältnisses
Körpergewicht/Hirngewicht haben Sie ein mit Säugetieren und Vögeln
vergleichbares Gehirn!
Der Mensch hat seinen Ursprung in den Savannen. Vor Landräubern wie
Löwen und Tigern ist er schon seine ganze Existenz lang geflüchtet. An
Land hat er lange und erfolgreich überlebt und traut sich auch eine
Flucht vor einem Löwen oder Tiger zu. Es gab ja immer einen Baum in
der Nähe, auf den er klettern konnte, oder er konnte sich verstecken.
Es gibt jedoch keine Bäume im Meer und wir können uns nur mit einem
Atemgerät für eine gewisse Zeit unter Wasser verstecken. Im Wasser
können wir auch schlecht flüchten denn uns ist bewusst, dass wir um
einiges langsamer sind als ein Hai, viel langsamer als im Vergleich zu
einem Löwen. Die Sicht ist unter Wasser in der Regel viel schlechter
als an Land und an der Wasseroberfläche erkennen wir fast gar nicht,
was unter uns so vor sich geht.
Also sehr schlechte Karten für den Menschen, wenn er einem Hai
begegnet und genau das, was unsere Urinstinkte versuchen, uns
vermeiden zu lassen.
Es ist uns, vor allem im Unterbewusstsein, klar, dass wir in einer uns
fremden und für unsere biologischen Fluchtstrategien gar nicht
optimalen Umgebung einem viel schnelleren, stärkeren und an diese
Umgebung optimal angepassten Jäger gegenüberstehen, den wir zudem fast
nicht sehen können. Unsere Instinkte signalisieren Unwohlsein, unser
Verstand meldet Angst und wir verbinden beides, unterbewusst und
bewusst, mit den Haien. Angst schürt wiederum Hass, denn Menschen
hassen häufig das, was sie bedroht.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info
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