Bericht Shark Info
IUCN Shark Specialist Group (Juni 2002):
An der neunten Konferenz der Mitglieder von CITES (Übereinkommen über den
internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen) 1994 wurde
erstmals Besorgnis über den wachsenden Handel mit Hai-Produkten und die unkontrollierte
Ausbeutung der Haipopulationen angemeldet. Eine Resolution (Conf. 9.17, «Der Status des
internationalen Handels mit Haien») wurde verabschiedet, die unter anderem darauf
aufmerksam machte, dass der übermässige Handel mit einigen Haiarten unhaltbar und für
das Überleben der Arten gefährlich sei. Das CITES Arten Kommittee wurde aufgefordert,
noch vor der nächsten Konferenz 1997 ein Diskussionspapier vorzulegen, das den
biologischen und handelstechnischen Status international gehandelter Haiarten
zusammenfasst. Zusätzlich wurden die CITES Mitglieder, die FAO (Food and Agricultural
Organization) und internationale, für das Fischereimanagement zuständige Organisationen
aufgefordert, Programme zu starten, die bis zur 11. Konferenz im Jahr 2000 Daten über die
Biologie und den Handel von Haien liefern können. Im Jahr 2000 konnte festgestellt
werden, dass die Forderungen der 9. Konferenz zu einem grossen Teil umgesetzt wurden.
Dies ist vor allem dem «Internationalen Aktionsplan für den Schutz und das Management
von Haien (engl. IPOA-Sharks)» zuzuschreiben, der von der FAO entwickelt und von
einigen der Parteien freiwillig umgesetzt wurde.
Fortschritte
Die Implementation der meisten der im IPOA-Sharks vorgeschlagenen Massnahmen macht
in einigen Ländern gute Fortschritte. An der achtzehnten Konferenz der IUCN Shark
Specialist Group und TRAFFIC musste jedoch festgestellt werden, dass bei den effektiv in
den Haihandel involvierten Nationen und Organisationen (siehe Kasten) nur
vernachlässigbare Fortschritte bei der Umsetzung des Plans zu verzeichnen sind. Dies wird
dadurch begründet, dass der IPOA-Sharks auf freiwilliger Basis beruht. Zwischen 86 und
125 Nationen exportieren Haiflossen nach Hong Kong und 113 betreiben Handel mit
Haiprodukten. Die 18 grössten Händlernationen verzeichnen je über 10'000 Tonnen
Haiexporte pro Jahr. Von diesen Ländern haben nur 29 Fortschritte bezüglich der
Implementierung des IPOA-Shark gemeldet. Von diesen wiederum haben nur gerade 5
Zahlen über ihre Haibestände erhoben und öffentlich einsehbare nationale Aktionspläne für
Haie. Von den 18 wichtigsten Haifangnationen hat nur eine Nation eine «vorläufige»
Erhebung ihrer Haibestände unternommen, vier haben nationale Aktionspläne, von denen
einer erst als Entwurf vorliegt. Alle vier nationalen Aktionspläne entsprechen nur teilweise
den Vorgaben der FAO.
Top 15 der Hai-Fischereistatistik (1999) |
Land | gelandete Tonnen | Fänge der nationalen Fischerei | Fänge in internationalen Gewässern | Exporte nach Hong Kong (kg Trockengewicht) |
Indonesien | 116'190 | ja | | 597'012 |
Indien | 72'966 | ja | | 315'591 |
Spanien | 65'786 | ja | ja | 970'412 |
Pakistan | 54'958 | ja | | 55'298 |
Taiwan | 42'933 | ja | ja | 639'869 |
USA | 37'559 | ja | | 298'821 |
Japan | 35'948 | ja | ja | 254'207 |
Mexiko | 35'239 | ja | | 269'765 |
Sri Lanka | 29'360 | ja | | 54'536 |
Argentinien | 27'517 | ja | | 41'118 |
Malaisia | 25'125 | ja | | 11'895 |
Frankreich | 23'323 | ja | ja | 3'467 |
Neu Seeland | 19'810 | ja | nein | 13'387 |
Thailand | 19'000 | ja | | 34'235 |
Brasilien | 17'820 | ja | ja | 185'654 |
Summe | 623'534 | 3'745'267 |
Laut der Fischereistatistik (siehe Kasten) werden von den 15 wichtigsten
Flossenexporteuren, offiziell 3'745 Tonnen getrocknete Flossen nach Hong Kong exportiert.
Im Laden kostet eine getrocknete Flosse von ca. 200 Gramm je nach Qualität und
Verarbeitung zwischen 50 und 150 US Dollar. Unter der sehr konservativen Annahme eines
durchschnittlichen Ladenpreises von 400 Franken (272 Euro) für ein Kilogramm Flossen ist
Hong Kong die Drehscheibe eines Flossenmarktes im Wert von 1.4 Milliarden Franken (953
Mio. Euro).
Es erstaunt demzufolge nicht, dass die Umsetzung von Haischutzmassnahmen in den
Flossen exportierenden Ländern, wenn überhaupt, nur äusserst zögerlich erfolgt. Es
erstaunt im weiteren ebenfalls nicht, dass konkrete Entscheidungen von CITES für eine
Regulierung des internationalen Handels mit bedrohten Haiarten durch die Lobby der
Fischereiindustrie immer wieder verzögert oder verunmöglicht werden.
Die einzige Chance für viele Haipopulationen sind die nationalen und internationalen
Organisationen, die sich für den Schutz der Haie einsetzen. Durch sie kann gegen die
Fischereilobby Druck auf die CITES Partnerstaaten ausgeübt werden. Erste Erfolge haben
WildAid und der englische Shark Trust zu vermelden (siehe Kurznachrichten). Der weltweit
grösste Flossenexporteur, Spanien, führte ein Gesetz zur strengen Regulierung des
Haifangs ein, das das berüchtigte Finning für Fischer unattraktiver machen soll.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info
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