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Shark Info   (15.06.1999)

Author

  Intro:

Ökonomische und ökologische Aspekte des Haitourismus

Shark Info

  Hauptartikel:

Unterwasserparks: ökonomische und ökologische Aspekte

Shark Info

  Artikel 1:

Gefährdete Kinderstuben

Dr. T. E. Hopkins

  Artikel 2:

Requiem für die Schillerlocken

Dr. A. J. Godknecht

  Artikel 3:

Aggressive Haie - Realität oder Fantasie?

Dr. E. K. Ritter

  Fact Sheet:

Dornhaie

Shark Info


Unterwasserparks: Ökonomische und ökologische Aspekte

Unterwasserparks sollen dem Überleben der Tiere helfen

Bericht Shark Info

Walker's Cay, Bahamas

Walker's Cay, Bahamas     © Shark Info / Doug Perrine

Immer mehr Regierungen realisieren, dass lebende Tiere mehr für die Ökonomie ihres Landes beitragen, als tote. Diese Entwicklung begann mit den Wildparks in Afrika und gewinnt nun auch unter Wasser mehr und mehr an Bedeutung. Marktträchtige Zugpferde für diese Unterwasser-Naturschutzgebiete sind zweifellos die Haie.

Ökonomische Interessen: Beispiel Bahamas

Immer mehr Länder erkennen, dass es ökonomisch und ökologisch sinnvoller ist, lebende Tiere als Tourismusattraktion einzusetzen, als den Raubbau an ihren Beständen zu bewilligen, um dadurch ein paar wenige Arbeitsplätze zu erhalten. Ein Hai durchschnittlicher Grösse bringt heute auf dem Markt rund 10 Dollar. Dies steht in keinem Verhältnis zu seinem «Tourismus-Marktwert». Dieser wird in den Bahamas auf rund 15 000 Dollar pro Hai geschätzt, und das nicht einmalig, sondern jährlich.

Worauf beruht ein derart grosser Unterschied? Immer mehr Menschen wählen ihre Ferienziele am Meer nach Kriterien wie intakter Unterwasserwelt, Artenreichtum und entsprechend guter Wasserqualität aus. Für eine intakte Umwelt ist man auch heute gerne bereit, etwas mehr zu zahlen. Die Bahamas sind ein solcher Tourismus-Magnet, der Jahr für Jahr rund 3.2 Millionen Badende und Taucher aus aller Welt anlockt. Die Inseln auf der flachen Meeresplatte vor der Küste der USA sind aber vor allem bei Tauchern beliebt, denn sie gelten als eine der absolut besten Hairegionen der Welt. In den Gewässern um die Bahamas findet man nicht nur viele Haie, sondern auch einen sonst seltenen Reichtum an verschiedenen Arten (siehe Kasten: Haiarten der Bahamas). So schätzt die bahamesische Regierung, dass rund 40% aller Taucher nur in die Bahamas kommen, um Haie zu sehen.

Unzureichender Schutz der natürlichen Ressourcen

Der Reichtum an Haien ist für die Bahamas also im wahrsten Sinne Gold wert. Doch dieser Reichtum, die Biodiversität der Haie, ist stark bedroht. Die lokale Fischerei und besonders ausländische Fangschiffe fangen Haie in bahamesischen Gewässern. Die Regierung hat zwar bereits Anfang der 90er Jahre ein Verbot für Langleinen-Fischerei («Longlining») erlassen, doch ist dieses Gesetz nur ein geringer Schutz. Es stehen zu wenig Ressourcen für die Kontrolle der Longline-Fischerei zur Verfügung und so ist es nicht erstaunlich, dass immer mehr unbestrafte Übergriffe registriert werden. Die Errichtung von Schutzzonen ist eine unbedingte Notwendigkeit, denn nicht nur in den Bahamas, sondern auch anderswo, halten sich Fangschiffe nicht an Gesetze und fischen in Nachtaktionen ganze Unterwasserlandschaften leer. So verlor zum Beispiel Walker's Cay in einer Nachtaktion rund 40 Haie. Fast die Hälfte der ungefähr 100 Haie, die dort regelmässig anzutreffen waren. Haie, die die Besucher von Walker's Cay während vieler Tauchgänge beobachten konnten und die sie schon beinahe «persönlich» kannten. Die Tiere wurden von uns später, alle, unweit von Walker's Cay, tot gefunden - mit abgeschnittenen Flossen.

Unterwasserparks als ökonomischer Faktor

Unterwasserparks sind ein erster Vorstoss zum Schutz schwer kontrollierbarer Regionen. Die Kontrolle von Fischereiverboten und Erhaltung der Umwelt wird lokalen Behörden übertragen, die ein viel direkteres Interesse an der Einhaltung der Vorschriften haben, als die fernen Regierungsstellen. Unterwasser-Parks haben viele Vorteile. Wirtschaftlich wären sie für viele Regionen einen Segen, da die touristischen Attraktionen einer Region geschützt und deren Tiervielfalt erhalten werden könnte. Die Übertragung der Exekutiv-Gewalt auf lokale Behörden hätte den Vorteil, dass diese die ihnen zugewiesenen Regionen genau kennen und so jeder Form von Fischerei Einhalt gebieten könnten. Übertritten könnte mit entsprechenden Sanktionen entgegentreten werden. Eine scheinbar einfache Rechnung - oder? Am Beispiel von Walker’s Cay, Abaco Islands, wird deutlich, dass nicht nur bei Regierungsstellen, sondern auch den Bewohnern einer Region viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.
Gary Adkison, einer der Vorreiter für derartige Parks in den Bahamas, kämpfte während 8 Jahren dafür, dass ein rund 15 qkm grosses Gebiet vor Walker's Cay, als Unterwasser-Park unter Schutz gestellt werden sollte. Mit sehr viel Überzeugungsarbeit und anfänglich grossen Schwierigkeiten und sogar Drohungen von Seiten der Fischer, konnte Adkison die Bewohner der Region davon überzeugen, dass ihre Arbeitsplätze längerfristig nur durch den Schutz der Unterwasserwelt erhalten bleiben würden. Denn viele Bewohner der Abaco Inseln, am äussersten Rand der Bahamas-Region, arbeiten direkt oder indirekt für die Tourismusindustrie. Die Anwohner und Hotelbesitzer konnten Schritt für Schritt überzeugt werden, dass ein solcher Park notwendig und in ihrem eigensten Interesse wäre. Doch die bahamesische Regierung stand solchen Anstrengungen eher gleichgültig gegenüber. Mehr als ein Mal wurde Adkison von offizieller Seite durch den Premierminister Hubert A. Ingraham versichert, dass sein Parkprojekt angenommen würde, doch die Regierung unternahm über Jahre nichts und betrieb eine Hinhalte-Taktik. Am 1. Mai dieses Jahres, nach einem weiteren Vorstoss und mit Unterstützung verschiedener Interessensgruppen, wurden seine unermüdlichen Anstrengungen schliesslich von Erfolg gekrönt und der Unterwasserpark wurde offiziell als Schutzzone erklärt. Ein kleiner aber enorm wichtiger Schritt für die Bahamas. Ein Albtraum endete für die Haie und andere Meeresbewohner dieser Region.

Reservate nicht nur für den Tourismus

Wozu werden Unterwasser-Parks überhaupt benötigt? Reicht es nicht aus, dass die bahamesische Regierung schon seit Jahren die zerstörerische Form des «Longlining» verboten hat? Nein; denn es geht nicht nur um die Longline-Fischerei sondern um den Schutz eines gesamten Ökosystems. Ökonomie und Ökologie gehen hierbei Hand in Hand. Unterwasser-Parks ermöglichen es den lokalen Behörden, gegen jede Form der Wilderei entsprechend vorzugehen und Vergehen zu bestrafen. Marine Schutzzonen garantieren, dass die Lebensgrundlagen und Rückzugsgebiete ganzer Tiergruppen erhalten bleiben. Entsprechend ist es wichtig, dass solche Parks nicht nur aus dem Blickwinkel des Tourismus, sondern auch unter ökonomischen, naturschützerischen und biologischen Aspekten betrachtet werden. Der Schutz bestimmter Meeresregionen muss deshalb genauen Richtlinien unterliegen, da sonst die Gefahr besteht, dass die Parks aus rein ökonomischen Interessen missbraucht werden. Leider ist es so, dass der steigende Aufschwung des Ökotourismus mehr und mehr schwarze Schafe produziert. Unkontrollierte Haifütterungs-Shows, Shows, die die Haie konditionieren und Unfälle geradezu provozieren, müssen ebenso verhindert werden, wie die aus einer touristischen Übernutzung der Region entstehende Beeinträchtigung des Ökosystems. Nur strenge Richtlinien und kompetente, unbestechliche Kontrollgremien können einen derartigen Missbrauch verhindern. Unterwasserparks sind so nicht nur ein grosser Gewinn für die Region, sondern auch für die Wissenschaft und Wirtschaft. Die Hai-Stiftung unterstützt zum Beispiel im natürlich belassenen, ungestörten Umfeld von Walker’s Cay Forschungsprojekte über das natürliche Wanderungsverhalten von Haien und ihre Verhaltensbiologie. Ihre amerikanische Tochterstiftung, die US Shark Foundation wurde gegründet, um den Unterwasser-Park von Walker’s Cay und weitere derartige Projekte zu unterstützen und zu fördern.

Schutzonen auf den Bahamas

Unterwasserparks in den Bahamas. Der Park von Walker's Cay, der am 1. Mai 1999 eröffnet wurde, und die geplanten Parks von Berry Islands, New Providence, Andros und Long Island sind rot markiert.

© Shark Info

Doch so offensichtlich der Gewinn solcher Parks auch sein mag, so gleichgültig reagieren oft, wie der Fall «Walker’s Cay» zeigte, die zuständigen Regierungsstellen. Leider ist es immer noch so, dass zu oft die alte Meinung vorherrscht, dass das Meer eine nie versiegende Quelle ist. Entsprechend sieht man oft auch eine nur geringe oder gar keine Notwendigkeit sich diesen Traktanden anzunehmen. Zur Zeit sind weitere Projekte zur Einrichtung von Unterwasserparks am südwestlichen Zipfel von New Providence, am nördlichen Ende von Long Island, für Teile des Barriereriffs vor Andros und dem Berry Island bei der bahamesischen Regierung eingereicht, das Datum, an dem eine Entscheidung zu erwarten wäre ist noch unbekannt.

Haiarten der Bahamas:

Grossflecken-Katzenhai

Scyliorhinus meadi

Zwergkatzenhai

Scyliorhinus torrei

Düsterer Glatthai

Mustelus canis

Schwarznasenhai

Carcharhinus acronotus

Grossnasenhai

Carcharhinus altimus

Spinnerhai

Carcharhinus brevipinna

Seidenhai

Carcharhinus falciformis

Bullenhai

Carcharhinus leucas

Schwarzspitzenhai

Carcharhinus limbatus

Weisspitzen-Hochseehai

Carcharhinus longimanus

Feinzahnhai

Carcharhinus isodon

Düsterer Hai

Carcharhinus obscurus

Sandbankhai

Carcharhinus plumbeus

Karibischer Riffhai

Carcharhinus perezi

Nachthai

Carcharhinus signatus

Tigerhai

Galeocerdo cuvier

Zitronenhai

Negaprion brevirostris

Blauhai

Prionace glauca

Karibischer Scharfnasenhai

Rhizoprionodon porosus

Scharfnasenhai

Rhizoprionodon terraenovae

Bogenstirn-Hammerhai

Sphyrna lewini

Grosser Hammerhai

Sphyrna mokarran

Glatter Hammerhai

Sphyrna zygaena

Schaufelkopf-Hammerhai

Sphyrna tiburo

Zigarrenhai

Isistius brasiliensis

>Bahamesischer Sägehai

Pristiophorus schroederi

Atlantischer Engelshai

Squatina dumeril

Ammenhai

Ginglymostoma cirratum

Walhai

Rhiniodon typus

Sandtiger

Carcharias taurus

Grossaugen-Fuchshai

Alopias superciliosus

Fuchshai

Alopias vulpinus

Weisser Hai

Carcharodon carcharias

Kurzflossen-Mako

Isurus oxyrhinchus

Langflossen-Mako

Isurus paucus

Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info



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modifiziert: 04.06.2016 11:48