Unterwasserparks sollen dem Überleben der Tiere helfen
Bericht Shark Info
Immer mehr Regierungen realisieren, dass lebende Tiere mehr für die Ökonomie
ihres Landes beitragen, als tote. Diese Entwicklung begann mit den Wildparks in Afrika und gewinnt nun
auch unter Wasser mehr und mehr an Bedeutung. Marktträchtige Zugpferde für diese
Unterwasser-Naturschutzgebiete sind zweifellos die Haie.
Immer mehr
Länder erkennen, dass es ökonomisch und ökologisch sinnvoller ist, lebende Tiere als
Tourismusattraktion einzusetzen, als den Raubbau an ihren Beständen zu bewilligen, um dadurch ein
paar wenige Arbeitsplätze zu erhalten. Ein Hai durchschnittlicher Grösse bringt heute auf
dem Markt rund 10 Dollar. Dies steht in keinem Verhältnis zu seinem
«Tourismus-Marktwert». Dieser wird in den Bahamas auf rund 15 000 Dollar pro Hai geschätzt,
und das nicht einmalig, sondern jährlich.
Worauf beruht ein derart grosser
Unterschied? Immer mehr Menschen wählen ihre Ferienziele am Meer nach Kriterien wie intakter
Unterwasserwelt, Artenreichtum und entsprechend guter Wasserqualität aus. Für eine intakte
Umwelt ist man auch heute gerne bereit, etwas mehr zu zahlen. Die Bahamas sind ein solcher
Tourismus-Magnet, der Jahr für Jahr rund 3.2 Millionen Badende und Taucher aus aller Welt
anlockt. Die Inseln auf der flachen Meeresplatte vor der Küste der USA sind aber vor allem bei
Tauchern beliebt, denn sie gelten als eine der absolut besten Hairegionen der Welt. In den
Gewässern um die Bahamas findet man nicht nur viele Haie, sondern auch einen sonst seltenen
Reichtum an verschiedenen Arten (siehe Kasten:
Haiarten der Bahamas). So schätzt die bahamesische Regierung, dass rund 40% aller Taucher nur in die Bahamas
kommen, um Haie zu sehen.
Der Reichtum an Haien ist für die Bahamas
also im wahrsten Sinne Gold wert. Doch dieser Reichtum, die Biodiversität der Haie, ist stark
bedroht. Die lokale Fischerei und besonders ausländische Fangschiffe fangen Haie in bahamesischen
Gewässern. Die Regierung hat zwar bereits Anfang der 90er Jahre ein Verbot für
Langleinen-Fischerei («Longlining») erlassen, doch ist dieses Gesetz nur ein geringer
Schutz. Es stehen zu wenig Ressourcen für die Kontrolle der Longline-Fischerei zur Verfügung
und so ist es nicht erstaunlich, dass immer mehr unbestrafte Übergriffe registriert werden. Die
Errichtung von Schutzzonen ist eine unbedingte Notwendigkeit, denn nicht nur in den Bahamas, sondern
auch anderswo, halten sich Fangschiffe nicht an Gesetze und fischen in Nachtaktionen ganze
Unterwasserlandschaften leer. So verlor zum Beispiel Walker's Cay in einer Nachtaktion rund 40 Haie.
Fast die Hälfte der ungefähr 100 Haie, die dort regelmässig anzutreffen waren. Haie,
die die Besucher von Walker's Cay während vieler Tauchgänge beobachten konnten und die sie
schon beinahe «persönlich» kannten. Die Tiere wurden von uns später, alle, unweit
von Walker's Cay, tot gefunden - mit abgeschnittenen Flossen.
Unterwasserparks sind ein erster Vorstoss zum Schutz schwer kontrollierbarer Regionen.
Die Kontrolle von Fischereiverboten und Erhaltung der Umwelt wird lokalen Behörden
übertragen, die ein viel direkteres Interesse an der Einhaltung der Vorschriften haben, als die
fernen Regierungsstellen. Unterwasser-Parks haben viele Vorteile. Wirtschaftlich wären sie
für viele Regionen einen Segen, da die touristischen Attraktionen einer Region geschützt und
deren Tiervielfalt erhalten werden könnte. Die Übertragung der Exekutiv-Gewalt auf lokale
Behörden hätte den Vorteil, dass diese die ihnen zugewiesenen Regionen genau kennen und so
jeder Form von Fischerei Einhalt gebieten könnten. Übertritten könnte mit
entsprechenden Sanktionen entgegentreten werden. Eine scheinbar einfache Rechnung - oder? Am Beispiel
von Walkers Cay, Abaco Islands, wird deutlich, dass nicht nur bei Regierungsstellen, sondern
auch den Bewohnern einer Region viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.
Gary Adkison,
einer der Vorreiter für derartige Parks in den Bahamas, kämpfte während 8 Jahren
dafür, dass ein rund 15 qkm grosses Gebiet vor Walker's Cay, als Unterwasser-Park
unter Schutz gestellt werden sollte. Mit sehr viel Überzeugungsarbeit und anfänglich grossen
Schwierigkeiten und sogar Drohungen von Seiten der Fischer, konnte Adkison die Bewohner der Region
davon überzeugen, dass ihre Arbeitsplätze längerfristig nur durch den Schutz der
Unterwasserwelt erhalten bleiben würden. Denn viele Bewohner der Abaco Inseln, am äussersten
Rand der Bahamas-Region, arbeiten direkt oder indirekt für die Tourismusindustrie. Die Anwohner
und Hotelbesitzer konnten Schritt für Schritt überzeugt werden, dass ein solcher Park
notwendig und in ihrem eigensten Interesse wäre. Doch die bahamesische Regierung stand solchen
Anstrengungen eher gleichgültig gegenüber. Mehr als ein Mal wurde Adkison von offizieller
Seite durch den Premierminister Hubert A. Ingraham versichert, dass sein Parkprojekt angenommen
würde, doch die Regierung unternahm über Jahre nichts und betrieb eine Hinhalte-Taktik. Am
1. Mai dieses Jahres, nach einem weiteren Vorstoss und mit Unterstützung verschiedener
Interessensgruppen, wurden seine unermüdlichen Anstrengungen schliesslich von Erfolg gekrönt
und der Unterwasserpark wurde offiziell als Schutzzone erklärt. Ein kleiner aber enorm wichtiger
Schritt für die Bahamas. Ein Albtraum endete für die Haie und andere Meeresbewohner dieser
Region.
Wozu werden Unterwasser-Parks überhaupt benötigt?
Reicht es nicht aus, dass die bahamesische Regierung schon seit Jahren die zerstörerische Form
des «Longlining» verboten hat? Nein; denn es geht nicht nur um die Longline-Fischerei
sondern um den Schutz eines gesamten Ökosystems. Ökonomie und Ökologie gehen hierbei
Hand in Hand. Unterwasser-Parks ermöglichen es den lokalen Behörden, gegen jede Form der
Wilderei entsprechend vorzugehen und Vergehen zu bestrafen. Marine Schutzzonen garantieren, dass die
Lebensgrundlagen und Rückzugsgebiete ganzer Tiergruppen erhalten bleiben. Entsprechend ist es
wichtig, dass solche Parks nicht nur aus dem Blickwinkel des Tourismus, sondern auch unter
ökonomischen, naturschützerischen und biologischen Aspekten betrachtet werden. Der Schutz
bestimmter Meeresregionen muss deshalb genauen Richtlinien unterliegen, da sonst die Gefahr besteht,
dass die Parks aus rein ökonomischen Interessen missbraucht werden. Leider ist es so, dass der
steigende Aufschwung des Ökotourismus mehr und mehr schwarze Schafe produziert. Unkontrollierte
Haifütterungs-Shows, Shows, die die Haie konditionieren und Unfälle geradezu provozieren,
müssen ebenso verhindert werden, wie die aus einer touristischen Übernutzung der Region
entstehende Beeinträchtigung des Ökosystems. Nur strenge Richtlinien und kompetente,
unbestechliche Kontrollgremien können einen derartigen Missbrauch verhindern. Unterwasserparks
sind so nicht nur ein grosser Gewinn für die Region, sondern auch für die Wissenschaft und
Wirtschaft. Die Hai-Stiftung unterstützt zum Beispiel im natürlich belassenen,
ungestörten Umfeld von Walkers Cay Forschungsprojekte über das natürliche
Wanderungsverhalten von Haien und ihre Verhaltensbiologie. Ihre amerikanische Tochterstiftung, die US
Shark Foundation wurde gegründet, um den Unterwasser-Park von Walkers Cay und weitere
derartige Projekte zu unterstützen und zu fördern.
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Unterwasserparks in den Bahamas. Der Park von Walker's Cay, der am
1. Mai 1999 eröffnet wurde, und die geplanten Parks von Berry Islands,
New Providence, Andros und Long Island sind rot markiert.
© Shark Info
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Doch so offensichtlich der Gewinn solcher Parks auch sein mag, so gleichgültig
reagieren oft, wie der Fall «Walkers Cay» zeigte, die zuständigen
Regierungsstellen. Leider ist es immer noch so, dass zu oft die alte Meinung vorherrscht, dass das
Meer eine nie versiegende Quelle ist. Entsprechend sieht man oft auch eine nur geringe oder gar keine
Notwendigkeit sich diesen Traktanden anzunehmen. Zur Zeit sind weitere Projekte zur Einrichtung von
Unterwasserparks am südwestlichen Zipfel von New Providence, am nördlichen Ende von Long
Island, für Teile des Barriereriffs vor Andros und dem Berry Island bei der bahamesischen
Regierung eingereicht, das Datum, an dem eine Entscheidung zu erwarten wäre ist noch
unbekannt.
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Isurus paucus |
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info
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