Bericht Shark Info
Der diesjährige Kongress der AES (American Elasmobranch Society)
fand zwischen dem 14. und 20. Juni im Rahmen der ASIH (American Society of Ichthyologists and
Herpetologists) in Pennsylvania, USA, statt. An 4 Tagen wurden Forschungsarbeiten über Haie
vorgestellt. Schwerpunktthemen dieser 4 Tage waren biochemische Untersuchungen, Fischerei-Analysen
und allgemeine Untersuchungen zu Geburtstätten von Haien. Wissenschafter aus den USA, Brasilien,
Japan, Frankreich, England, Schweiz, Mexiko, Spanien, Australien und Schweden waren anwesend. Für
Shark Info und die Hai-Stiftung war Dr. E. K. Ritter bei dem Kongress. Wir werden
in den nächsten Ausgaben einige Themen vertieft aufgreifen.
Mit diesem Themenkreis befassten sich mehrere Referate.
Hervorzuheben ist dabei eine Studie, die gemeinsam von verschiedenen amerikanischen Instituten
und Arbeitsgruppen durchgeführt wurde. Die Studie ist unter dem Namen COASTSPAN (Cooperative
Atlantic States Shark Pupping and Nursery Survey) bekannt. In der Studie wurden in einem Jahr mehr
als 770 Haie gefangen und markiert. Die am häufigsten gefangenen Arten waren dabei Sandbankhaie
(Carcharhinus plumbeus), Bullenhaie (C. leucas), Spinnerhaie (C. brevipinna)
und Scharfnasenhaie (Rhizoprionodon terraenovae). Ziel der Untersuchung war es,
Aufenthaltsorte von Haien zu untersuchen. Zwischen 70 und 80% aller Haiarten gebären
in Uferregionen. Eine Zerstörung dieser Zonen durch Verschmutzung, Bebauung oder anderen
Veränderungen kann zu einem Verlust dieser Regionen als Gebärstätten und Kinderstuben
führen. Dies würde die Weibchen zwingen, in tieferen Gewässern zu gebären und
ihre Jungen der Gefahr von Räubern auszusetzen. Es ist folglich eine Notwendigkeit festzustellen,
wohin gewisse Haiarten schwimmen, um zu gebären.
Andere Referate zum selben Themenkreis zeigten anhand von
mit Radiosendern markierten Junghaien, dass diese sehr enge Verbreitungsgebiete haben. Diese
Erkenntnis würde dafür sprechen, für solche Gebiete Schonzeiten einzurichten und
sie für den Bootsverkehr und andere Wasseraktivitäten zu schliessen (siehe zu diesem
Thema auch SI 2 / 99 «Gefährdete Kinderstuben»).
Im selben Rahmen konnte auch gezeigt werden, dass gewisse Haiarten
wahrscheinlich nicht nur geografisch, sondern auch bezüglich der Tiefe ein wesentlich grösseres
Verbreitungsgebiet haben, als bisher angenommen. Diese Erkenntnisse stammen von der NOAA (National
Oceanographic and Athmospheric Association), die jährlich entsprechend Fänge und Markierungen
durchführt.
Eine bemerkenswerte Arbeit wurde von Wissenschaftlern
der Nova Southeastern University vorgestellt. Sie erarbeiteten eine Methode, die eine
SchnelI-Identifizierung einzelner Haiarten auf der Basis einer sehr kleinen Gewebeprobe
ermöglicht. Eine derartige Methode zur Identifikation spezifischer Haiarten wird seit
langem gesucht, denn mehr und mehr Haiarten sind geschützt oder mit Fangquoten belegt.
Oftmals ist aber eine Identifizierung im Hafen oder beim Händler nicht mehr möglich.
Die Tiere werden meistens bereits auf hoher See verarbeitet oder es sind nur noch die Flossen oder
bereits ausgenommene Körper (ohne Kopf und Flossen) übrig, die von Laien nicht mehr
identifiziert werden können. Diese Technik bietet Kontrollstellen die Möglichkeit, mit
grosser Sicherheit und ohne grosses Spezialwissen über Haie, einzelne Arten zu
identifizieren.
Referate über Palaeontologie (ausgestorbene Haie und
deren Evolution), Verhalten oder Hai-Systematik waren kaum vertreten. Eine Arbeit befasste sich
mit der Entwicklung des Hammers bei Hammerhaiarten und deren Grösse im Verhältnis zur
Verwandtschaft der momentan acht bekannten Hammerhai-Arten.
Eine andere Studie diskutierte den Zahnvergleich zwischen
den Weissen Haien (Carcharodon carcharias) und den ausgestorbenen Riesenweisshaien
(Carcharocles megalodon), oftmals auch nur als Megalodon bezeichnet. Die Arbeit
zeigte, dass die beiden Arten nur entfernt miteinander verwandt sein können und Megalodon
nicht der Vorfahre der Weissen Haie ist (siehe zu diesem Thema auch
SI 1 / 98 «Carcharocles megalodon - ein Vorfahre von
Carcharodon carcharias?»).
Die einzigen Referate, die sich mit Verhaltensaspekten
von Haien befassten, stammten von Dr. Erich K. Ritter. Sie beschäftigten sich mit
inner- und zwischenartlichem Dominanzverhalten, dem Drohverhalten bei
Schwarzspitzenhaien (Carcharhinus limbatus) und dessen Ursprung.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info
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