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Shark Info   (15.10.1999)

Author

  Intro:

Das Kreisen der Haie

Dr. E. K. Ritter

  Hauptartikel:

Das Kreisen der Haie um vermeintliche Opfer

Dr. E. K. Ritter

  Artikel 1:

Was wissen Sie über die Gehirne und Nasen der Haie?

Dr. J. F. Morrissey

  Artikel 2:

Filmkritik: Deep Blue Sea

Shark Info

  Artikel 3:

Jährlicher Haikongress in Pennsylvania

Shark Info

  Artikel 4:

IUCN: Haischutz ohne Biss

Shark Info

  Fact Sheet:

Bullenhaie

Dr. E. K. Ritter


Jährlicher Haikongress in Pennsylvania

Bericht Shark Info

Der diesjährige Kongress der AES (American Elasmobranch Society) fand zwischen dem 14. und 20. Juni im Rahmen der ASIH (American Society of Ichthyologists and Herpetologists) in Pennsylvania, USA, statt. An 4 Tagen wurden Forschungsarbeiten über Haie vorgestellt. Schwerpunktthemen dieser 4 Tage waren biochemische Untersuchungen, Fischerei-Analysen und allgemeine Untersuchungen zu Geburtstätten von Haien. Wissenschafter aus den USA, Brasilien, Japan, Frankreich, England, Schweiz, Mexiko, Spanien, Australien und Schweden waren anwesend. Für Shark Info und die Hai-Stiftung war Dr. E. K. Ritter bei dem Kongress. Wir werden in den nächsten Ausgaben einige Themen vertieft aufgreifen.

Kinderstuben und Gebärstätten

Mit diesem Themenkreis befassten sich mehrere Referate. Hervorzuheben ist dabei eine Studie, die gemeinsam von verschiedenen amerikanischen Instituten und Arbeitsgruppen durchgeführt wurde. Die Studie ist unter dem Namen COASTSPAN (Cooperative Atlantic States Shark Pupping and Nursery Survey) bekannt. In der Studie wurden in einem Jahr mehr als 770 Haie gefangen und markiert. Die am häufigsten gefangenen Arten waren dabei Sandbankhaie (Carcharhinus plumbeus), Bullenhaie (C. leucas), Spinnerhaie (C. brevipinna) und Scharfnasenhaie (Rhizoprionodon terraenovae). Ziel der Untersuchung war es, Aufenthaltsorte von Haien zu untersuchen. Zwischen 70 und 80% aller Haiarten gebären in Uferregionen. Eine Zerstörung dieser Zonen durch Verschmutzung, Bebauung oder anderen Veränderungen kann zu einem Verlust dieser Regionen als Gebärstätten und Kinderstuben führen. Dies würde die Weibchen zwingen, in tieferen Gewässern zu gebären und ihre Jungen der Gefahr von Räubern auszusetzen. Es ist folglich eine Notwendigkeit festzustellen, wohin gewisse Haiarten schwimmen, um zu gebären.

Andere Referate zum selben Themenkreis zeigten anhand von mit Radiosendern markierten Junghaien, dass diese sehr enge Verbreitungsgebiete haben. Diese Erkenntnis würde dafür sprechen, für solche Gebiete Schonzeiten einzurichten und sie für den Bootsverkehr und andere Wasseraktivitäten zu schliessen (siehe zu diesem Thema auch SI 2 / 99 «Gefährdete Kinderstuben»).

Im selben Rahmen konnte auch gezeigt werden, dass gewisse Haiarten wahrscheinlich nicht nur geografisch, sondern auch bezüglich der Tiefe ein wesentlich grösseres Verbreitungsgebiet haben, als bisher angenommen. Diese Erkenntnisse stammen von der NOAA (National Oceanographic and Athmospheric Association), die jährlich entsprechend Fänge und Markierungen durchführt.

Methoden gegen Wilderei

Eine bemerkenswerte Arbeit wurde von Wissenschaftlern der Nova Southeastern University vorgestellt. Sie erarbeiteten eine Methode, die eine SchnelI-Identifizierung einzelner Haiarten auf der Basis einer sehr kleinen Gewebeprobe ermöglicht. Eine derartige Methode zur Identifikation spezifischer Haiarten wird seit langem gesucht, denn mehr und mehr Haiarten sind geschützt oder mit Fangquoten belegt. Oftmals ist aber eine Identifizierung im Hafen oder beim Händler nicht mehr möglich. Die Tiere werden meistens bereits auf hoher See verarbeitet oder es sind nur noch die Flossen oder bereits ausgenommene Körper (ohne Kopf und Flossen) übrig, die von Laien nicht mehr identifiziert werden können. Diese Technik bietet Kontrollstellen die Möglichkeit, mit grosser Sicherheit und ohne grosses Spezialwissen über Haie, einzelne Arten zu identifizieren.

Randthemen

Referate über Palaeontologie (ausgestorbene Haie und deren Evolution), Verhalten oder Hai-Systematik waren kaum vertreten. Eine Arbeit befasste sich mit der Entwicklung des Hammers bei Hammerhaiarten und deren Grösse im Verhältnis zur Verwandtschaft der momentan acht bekannten Hammerhai-Arten.

Eine andere Studie diskutierte den Zahnvergleich zwischen den Weissen Haien (Carcharodon carcharias) und den ausgestorbenen Riesenweisshaien (Carcharocles megalodon), oftmals auch nur als Megalodon bezeichnet. Die Arbeit zeigte, dass die beiden Arten nur entfernt miteinander verwandt sein können und Megalodon nicht der Vorfahre der Weissen Haie ist (siehe zu diesem Thema auch SI 1 / 98 «Carcharocles megalodon - ein Vorfahre von Carcharodon carcharias?»).

Die einzigen Referate, die sich mit Verhaltensaspekten von Haien befassten, stammten von Dr. Erich K. Ritter. Sie beschäftigten sich mit inner- und zwischenartlichem Dominanzverhalten, dem Drohverhalten bei Schwarzspitzenhaien (Carcharhinus limbatus) und dessen Ursprung.

Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info



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modifiziert: 04.06.2016 11:48