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Shark Info   (15.12.2001)

Author

  Intro:

Trauerspiel

Shark Info

  Hauptartikel:

Trauerspiel um Hammerhaie auf Fuerteventura

Volker Berbig

  Artikel 1:

Verbot von Haifütterungen in Florida

Dr. E. K. Ritter

  Artikel 2:

Kontrolliertes Haitauchen in Südafrika

Andrew C. Cobb

  Artikel 3:

Fragen und Antworten

Shark Info

  Fact Sheet:

Glatter Hammerhai

Dr. E. K. Ritter


Verbot von Haifütterungen in Florida

Von Dr. Erich Ritter

Am 1. November 2001 erliess das Wildtierkomitee Floridas (Florida Wildlife & Conservation Committee, FWCC) an seiner letzten Sitzung dieses Jahres in Key Largo, dass in Floridas Gewässern ab 1. Januar 2002 keine Haifütterungstauchgänge mehr durchgeführt werden dürfen.

Vorgeschichte

Vor mehr als zwei Jahren reichte eine kleine Gruppe von vier Harpunenfischern einen Antrag für eine Gesetzesänderung ein, die Organisatoren von Hai-Tauchgängen das Anfüttern von Haien verbieten sollte.

Sie argumentierten, dass angefütterte Haie zunehmend aggressiver würden und so Badegäste -  und eben auch Harpunenfischer - vermehrt in Gefahr geraten würden, gebissen zu werden. Es wurden mehrere Sitzungen abgehalten und sowohl Befürworter als auch Gegner von Haifütterungen kamen hierbei zu Wort. Das FWCC beschloss schlussendlich, dass Haifütterungen auf Grund des Gehörten zu reglementieren wären und verordnete, dass die Tauchanbieter ein Reglement ausarbeiten müssten, das dann in einer späteren Phase von Seiten des Komitees begutachtet würde. Vertreter der Tauchindustrie und Wissenschaftler setzten sich zusammen und gründeten das GIMEC (Global Interaction Marine Experience Council). GIMEC erarbeitete ein Protokoll, das alle problematischen Punkte berücksichtigte. Das Protokoll wurde im Frühling 2001 eingereicht und vom zuständigen staatlichen Institut FMRI (Florida Marine Research Institute) begutachtet. FMRI veränderte jedoch alle im Protokoll enthaltenen Richtlinien in einer Art, die eine Durchführung solcher Tauchgänge für alle vier Anbieter verunmöglichte. Die Tauchindustrie wurde so gezwungen, die vorgelegten Änderungen bei der nächsten Sitzung am 6. September 2001 in Amelia Island, Florida, als inakzeptabel zurückzuweisen. Das Wildtierkomitee argumentierte jedoch, dass man mit den Richtlinien den Tauchanbietern eigentlich hätte entgegen kommen wollen, um so ein Gesetz Floridas umgehen zu können, das schon seit sehr langem existiert. Dieses Gesetz verbietet das Füttern von Wildtieren. Doch gerade hier zeigte das FWCC seine wahren Interessen, denn ein solches Gesetz gilt nur innerhalb bestimmter Grenzen. Diese Grenzen schliessen zum Beispiel Sportfischer nicht mit ein, die ihre Beute mit Futter anlocken um sie zu fangen.

Haiunfälle aufgrund von angefütterten Haien?

Ein wesentlicher Punkt in der Argumentation der Haitauchgegner und der Regierungsstelle war, dass angefütterte Haie aggressiver reagieren, ihr Verhalten verändert würde und die Gefahr bestünde, dass Badegäste entsprechend vermehrt gefährdet seien. Dass keiner der angeführten Punkte bis heute wissenschaftlich bestätigt werden konnte, beeindruckte das Komitee kaum. Die Ausgangslage für die letzte Sitzung in Key Largo war klar: Haitauchen muss verboten werden - unter dem Deckmantel der hohen Zahl von Haiunfällen in Florida.

Das Ende?

Die Bühne in Key Largo war für eine sehr emotionsgeladene Sitzung bereit. Die Anwesenheit der Polizei, gemischt mit Vertretern von Presse und Fernsehen, unterstrich die Situation noch deutlicher. Auf der einen Seite standen rund 15 Befürworter des Verbots von Haitauchen, auf der anderen mehr als 200 Taucher, die mit T-Shirts unterstreichen wollten, dass sie gegen ein solches Verbot sind. Die Sache war zwar bereits entschieden, doch das Protokoll verlangte, dass beide Seiten ein weiteres Mal angehört werden mussten. Obwohl es ein verlorener Kampf für die Haitauchbefürworter war, nutzten sie zumindest die Zeit, das FWCC auf mögliche legale Konsequenzen hinzuweisen.

Sportfischerei - der Grund für Haiunfälle in Florida

Das entscheidende Argument der Befürworter eines Verbots von Haifütterungen in allen Diskussionen war die relativ hohe Zahl von Haiunfällen in Florida. Diese Unfälle würden dem Tourismus schaden und es müsste etwas dagegen unternommen werden. Dabei kam mehr als ein Mal der tragische Unfall von Jessie Arbogast vom 6. Juli in Pensacola zur Sprache. Doch bei diesem Unfall konnte von Vertretern des Global Shark Attack File (GSAF, Princeton) gezeigt werden, dass die in der Nähe fischenden Sportfischer der eigentliche Grund waren, und nicht Haifütterungen. Ganz allgemein wurde von Vertretern des GSAF unterstrichen, dass die Mehrzahl der Unfälle in Florida auf die Sportfischerei zurückzuführen ist. Entsprechend wurde von deren Seite auch darauf hingewiesen, dass ein Ignorieren der wahren Ursache das Komitee in legale Schwierigkeiten bringen würde. Ereignet sich im Jahr 2002 auch nur ein Unfall, der durch die Sportfischerei verursacht wird, werden legale Schritte eingeleitet.

Ist Haitauchen notwendig?

In den letzten Jahren gewann der Ökotourismus stark an Bedeutung. Diese Form von Freizeitaktivität kombiniert Vergnügen mit Umweltverständnis - eine Kombination, die immer wichtiger für die Erhaltung der natürlichen Lebensräume wird. Haitauchen ist eine Form dieses Ökotourismus. Tauchen mit Haien zeigt den Menschen die Haie in ihrem natürlichen Lebensraum und den Tauchern wird schnell klar, dass es sich bei Haien nicht um die heimtückischen Monster handelt, als die sie oft dargestellt werden. Haitauchen bringt Haie einer breiten Bevölkerung näher und trägt somit direkt zu ihrem Schutz und dem Schutz ihres Lebensraumes bei.

Fazit

Seit dem 11. September 2001 haben viele Urlaubsorte mit dem Überleben zu kämpfen. Auch die Tourismusindustrie Floridas, dem Ferienstaat der USA, musste etliche Rückschläge hinnehmen. Durch den Verlust des attraktiven Haitauchens werden die Probleme noch zusätzlich verstärkt. Auch wenn das Verbot am 1. Januar 2002 in Kraft treten wird, sind noch nicht alle Würfel gefallen, denn das Wildtierkomitee wurde bereits verklagt.

* Dr. Erich Ritter Chief Scientist, Global Shark Attack File, Shark Research Institute, Princeton

Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Dr. Erich Ritter



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modifiziert: 04.06.2016 11:48