Von Dr. E. K. Ritter
Am 26. Januar dieses Jahres
tagte die GIMEC (Global Interactive Marine Experiences Council) in
New Orleans und präsentierte eine erste Vorlage dazu, wie in
Zukunft das Tauchen mit marinen Lebewesen in Gegenwart von Futter
durchgeführt werden sollte. Verschiedene öffentliche Sitzungen zum
Thema Anfüttern mariner Tiere wurden im letzten Jahr in Florida
abgehalten. Die Fütterungsgegner versuchten ein Verbot der
Fütterungen zu erwirken und dieses gesetzlich zu verankern (
SHARK INFO: 4/2000).
Die Regierung hat sich gegen eine solche
Gesetzesänderung ausgesprochen. Gleichzeitig liess sie jedoch
verlauten, dass eine Organisation gegründet werden müsse, die
solche Fütterungen - vorwiegend von Haien und Fischen, - nicht nur
kontrollieren, sondern in eine organisierte Form bringen soll.
Entsprechend wurde GIMEC gegründet und eine Vorlage ausgearbeitet,
die jetzt erstmals vorgestellt wurde.
|
Ein Block aus gefrorenen FischstŸcken
(Chumsicle) ist die natŸrlichste Art, die Haie anzulocken. Das Chumsicle
simuliert eine alltŠgliche Situation: einen grossen, toten Fisch im Wasser.
© Hai-Stiftung
|
|
Seit den frühen 70er Jahren gibt
es verschiedene Formen von interaktivem Tauchen mit marinen
Lebewesen, was auch als IME (Interaktive marine Erfahrung)
bezeichnet wird. Mittlerweile gibt es mehr als 300 Orte in fast 40
Ländern, die solche Taucherlebnisse anbieten. Die IMEs machten über
die Jahre sowohl Tauchern als auch Regierungsstellen bewusst, dass
Schutzmassnahmen für marine Organismen ergriffen werden müssen, um
den Lebensraum Meer erhalten und auch weiterhin marine Lebewesen
beobachten zu können. Gerade Taucher scheinen bei diesen
Anstrengungen immer mehr in den Vordergrund zu treten.
Das Anfüttern von marinen Tieren ist ein
zweischneidiges Schwert und viele Organisation stellen sich
dagegen. So sprach sich auch die HSUS (The Humane Society of the
United States), die grösste Tierschutzorganisation in den USA,
kürzlich in einem Presseartikel dagegen aus und würde ein totales
Verbot von Füttern von Haien in Florida befürworten. Zwar ist die
Argumentation oppositioneller Gruppen verständlich, doch fehlen
Fakten, die ein solches Verbot begründen könnten. Und entsprechend
hat auch die floridianische Regierung geurteilt und der
Tauchindustrie die Chance gegeben, Regeln und Vorgehensweisen
auszuarbeiten, die eine gefahrlose Durchführung solcher Fütterungen
ermöglichen. Seit den ersten öffentlichen Anhörungen ist nun einige
Zeit vergangen und es stellte sich klar heraus, dass nur ein
emotionsloser Ansatz dieser Sache dienlich ist. Ebenso zeigte sich
deutlich, dass keine eigentliche Gefahr für die Menschen von diesen
Praktiken ausgeht.
GIMEC besteht aus kommerziellen Tauchbasenleitern, Wissenschaftlern
unterschiedlicher Fachbereiche und anderen sachorientierten
Gruppen. Zusammen sollen Richtlinien ausgearbeitet und deren
Einhaltung später kontrolliert werden, die interaktives Tauchen zu
einer wertvollen und unfallfreien Erfahrung werden lassen sollen.
Die GIMEC hat klar umrissene Ziele.
Hauptsächlich sieht sie sich als Schaltstelle zur Ausbildung der
Interessierten in Sachen IMEs und mariner Schutzbemühungen. Zudem
soll sie Daten und Fakten sammeln und wissenschaftliche Projekte
unterstützen. Die GIMEC soll jedoch auch sicherstellen, dass sich
Anbieter von IMEs an die entsprechenden Richtlinien halten. Die
wichtigsten Punkte umfassen dabei:
1) | Sicherheitsmassnahmen für ein positives Erlebnis |
2) | Ausbilden und Trainieren der Mitarbeiter, die vom Anbieter
angestellt und in die Aktivitäten miteinbezogen werden |
3) | Ausbilden in den angewendeten Füttungspraktiken und Verständnis
dafür vermitteln |
4) | Ausbildung der Teilnehmer einer IME |
5) | Förderung des Schutzgedankens |
6) | Sicherung von Schutzmassnahmen |
7) | Optimierung und Wahl des Fütterungsortes |
8) | Information über die mit der Fütterung verbundenen Risiken |
9) | Rettungs- und Erste Hilfe Pläne. |
|
Die GIMEC profitiert auch von
verschiedenen, bereits existierenden Erfahrungen, Projekten und
Bestimmungen, die die Ausbildung und das Verständnis der
Öffentlichkeit zum Ziel haben. So wurde in der Vorlage erwähnt,
dass Bestrebungen übernommen werden sollten, die von der
Hai-Stiftung Schweiz ausgearbeitet und bereits angewendet werden.
Dabei wurden 2 Punkte hervorgehoben: die Allgemeinheit auf den
bedrohlichen Zustand der Haie hinzuweisen und zu ermöglichen, dass
Menschen sich mit Haien und ihrer Situation auseinandersetzen und
lernen, mit ihnen umzugehen. Gerade das Letztere sollen von allen
Anbietern gefördert werden.
Der gesamte Entwurf zur GIMEC Vorlage kann bei Shark Info
angefordert werden.
* Dr. Erich K. Ritter ist Haibiologe und Adjunct Assistenz Professor an der Hofstra Universität, New York.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Dr. E. K. Ritter
|