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Shark Info   (15.09.2000)

Author

  Intro:

AES-Tagung in La Paz, Mexiko

Shark Info

  Hauptartikel:

Walhaie: zentrales Thema an der AES-Tagung in La Paz, Mexiko

Shark Info

  Artikel 1:

Das Management von Haien und ihrer Verwandten

Shark Info

  Artikel 2:

Das brutale Geschäft mit Haiknorpel und Krebs

Dr. A. J. Godknecht

  Artikel 3:

Ein weiteres, marines Ökosystem in Südafrika in Gefahr?

Dr. E. K. Ritter

  Fact Sheet:

Walhaie

Dr. E. K. Ritter


Walhaie: zentrales Thema an der AES-Tagung in La Paz, Mexiko

Von Shark Info

Ein Mal pro Jahr treffen sich Wissenschaftler aus aller Welt, um die neuesten Ergebnisse aus der Hai- und Rochenforschung zu diskutieren. Das diesjährige Symposium der «American Elasmobranch Society» (AES) fand zwischen dem 14. und 18. Juni in La Paz, Baja California Sur, Mexiko statt. Mitarbeiter von Shark Info waren vor Ort.

Die beiden Schwerpunkte des Symposiums waren die Hai- und Rochenfischerei in der Baja California und die Walhaie. Daneben wurden aber auch andere Forschungsgebiete gestreift, die von Wanderungen bei Weissen Haien (Carcharodon carcharias) in Australien bis hin zu Ansichtsweisen, wie Haiunfälle taxiert und untersucht werden sollten, reichten. Im folgenden Bericht soll primär auf die Walhaiaktivitäten eingegangen werden. Shark Info wird in weiteren Ausgaben auch auf die anderen Themenkreise eingehen.

R. typus

Das Symposium zeigte einmal mehr auf, dass, obwohl es sich bei den Walhaien (Rhincodon typus) um die grösste und eine der bekanntesten Haiarten der Meere handelt, viele Aspekte dieser Tiere immer noch mit einem Fragezeichen versehen sind. Erstaunlich ist dabei, dass sie, trotz ihrer Grösse, zu den Arten gehören, die sich in Aquarien halten lassen. Das Aquarium in Okinawa besitzt seit rund 20 Jahren Walhaie, wobei 3 Tiere mehr als 5 Jahre lang überlebten. Doch trotz diesem enormen Aufwand sind viele Dinge zu ihrer Biologie ungeklärt. Entsprechend war es am Symposium eine der zentralen Fragen, ob diese Tiere Wanderungen durchführen oder nicht. Einzelbeobachtungen zur Folge, die aus der «Sea of Cortez» stammen, sollen die Tiere sehr migratorisch sein und Tausende von Kilometern pro Jahr zurücklegen. Solche Anhaltspunkte sind wichtig zu untersuchen, denn gerade in letzter Zeit erlitten die Walhaibestände im asiatischen Raum drastische Einbussen, da in Taiwan eine grosse Nachfrage nach «Tofuhai» (Walhai) herrscht. Eine der wichtigsten Fanggründe waren die Regionen um die Philippinen. Verschiedene Naturschutzorganisationen und lokale Universitäten haben sich nun zusammengeschlossen, um via Satellitenmarkierungen herauszufinden, wo sich diese Tiere aufhalten und welche Wanderungen sie durchführen. Frühere Tracking-Versuche dieser Art wurden bereits auch schon in Südafrika und in Honduras unternommen. Solche Projekte sollten mithelfen, Walhaie besser überwachen zu können und entsprechende Schutzmassnahmen auszuarbeiten. In einzelnen Regionen der Philippinen wie zum Beispiel. Donsol (südliches Luzon) sind Walhaie seit März 1998 geschützt und Bestrebungen sind im Gange, die illegale Fischerei durch ökotouristische Aktivitäten zu ersetzen. Erste präsentierte Bilanzen zeigten, dass lokale Gemeinden damit einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung registrieren konnten. Doch nicht nur in den Philippinen wird dieses Konzept bereits erfolgreich angewendet.

Wie gross sind die Bestände der Walhaie?

Eine weitere diskutierte, sehr interessante Frage war: wie gross sind Walhai-Populationen? Sind es primär Einzeltiere, oder wandern sie in Gruppen? Aufgrund von Informationen von lokalen Fischern untersuchten Wissenschaftler unter anderem Regionen in Belize (Mittelamerika). Dort sollen sich Walhaie zu bestimmten Zeiten in grösserer Zahl einfinden. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass sich bis zu 25 Walhaie dort einfanden und zwar dann, wenn zwei Knochenfischarten ihre Eier und Spermien abgaben. Walhaie ernähren sich primär von Plankton (Kleinstlebewesen), doch konnte hier nun erstmals gezeigt werden, dass sie solche Ereignisse, wie eben das Abgeben von Geschlechtsprodukten von Knochenfischen, ebenfalls als Nahrungsgrundlage benutzen. Verschiedene dieser Walhaie wurden während dieses Ereignisses markiert und danach in ihren anschliessenden Wanderungen verfolgt. Die meisten Tiere schwammen wieder in tiefere Regionen, wo sie sich mit verschiedenen Knochenfischarten zu assoziieren schienen.

Der Abschluss dieses Symposiumsteils zu Walhaien bildete dann eine Videodokumentation, die erstmals zeigte, wie ein Schwertwal (Orcinus orca) Jagd auf einen Walhai machte. Die Videodokumentation war zwar eindrücklich und sicher einmalig, doch unterliessen es die Beobachter die Jagd unter Wasser zu filmen. Entsprechend muss nun leider weiterspekuliert werden, wie es der Wal schaffte, sich dem Hai erfolgreich zu nähren und ihn zu beissen. Walhaie haben, abgesehen von Menschen und Schwertwalen, keine eigentlichen Feinde, entsprechend sind die Schutzmechanismen und Möglichkeiten dieser Tiere eher beschränkt entwickelt. Im gesehenen Beispiel drehte der Walhai jeweils seinen Rücken gegen den Wal, schlussendlich jedoch ohne Erfolg.

Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Shark Info



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modifiziert: 04.06.2016 11:48