Von Shark Info
Ein Mal pro Jahr treffen sich Wissenschaftler aus aller Welt, um die neuesten
Ergebnisse aus der Hai- und Rochenforschung zu diskutieren. Das diesjährige
Symposium der «American Elasmobranch Society» (AES) fand zwischen dem 14. und 18.
Juni in La Paz, Baja California Sur, Mexiko statt. Mitarbeiter von Shark Info
waren vor Ort.
Die beiden Schwerpunkte des Symposiums waren die Hai- und
Rochenfischerei in der Baja California und die Walhaie. Daneben wurden aber auch
andere Forschungsgebiete gestreift, die von Wanderungen bei Weissen Haien
(Carcharodon carcharias) in Australien bis hin zu Ansichtsweisen, wie Haiunfälle
taxiert und untersucht werden sollten, reichten. Im folgenden Bericht soll primär
auf die Walhaiaktivitäten eingegangen werden. Shark Info wird in weiteren Ausgaben
auch auf die anderen Themenkreise eingehen.
Das Symposium zeigte einmal mehr auf,
dass, obwohl es sich bei den Walhaien (Rhincodon typus) um die grösste und eine
der bekanntesten Haiarten der Meere handelt, viele Aspekte dieser Tiere immer noch
mit einem Fragezeichen versehen sind. Erstaunlich ist dabei, dass sie, trotz ihrer
Grösse, zu den Arten gehören, die sich in Aquarien halten lassen. Das Aquarium in
Okinawa besitzt seit rund 20 Jahren Walhaie, wobei 3 Tiere mehr als 5 Jahre lang
überlebten. Doch trotz diesem enormen Aufwand sind viele Dinge zu ihrer Biologie
ungeklärt. Entsprechend war es am Symposium eine der zentralen Fragen, ob diese
Tiere Wanderungen durchführen oder nicht. Einzelbeobachtungen zur Folge, die aus
der «Sea of Cortez» stammen, sollen die Tiere sehr migratorisch sein und Tausende
von Kilometern pro Jahr zurücklegen. Solche Anhaltspunkte sind wichtig zu
untersuchen, denn gerade in letzter Zeit erlitten die Walhaibestände im
asiatischen Raum drastische Einbussen, da in Taiwan eine grosse Nachfrage nach
«Tofuhai» (Walhai) herrscht. Eine der wichtigsten Fanggründe waren die Regionen um
die Philippinen. Verschiedene Naturschutzorganisationen und lokale Universitäten
haben sich nun zusammengeschlossen, um via Satellitenmarkierungen herauszufinden,
wo sich diese Tiere aufhalten und welche Wanderungen sie durchführen. Frühere
Tracking-Versuche dieser Art wurden bereits auch schon in Südafrika und in
Honduras unternommen. Solche Projekte sollten mithelfen, Walhaie besser überwachen
zu können und entsprechende Schutzmassnahmen auszuarbeiten. In einzelnen Regionen
der Philippinen wie zum Beispiel. Donsol (südliches Luzon) sind Walhaie seit März
1998 geschützt und Bestrebungen sind im Gange, die illegale Fischerei durch
ökotouristische Aktivitäten zu ersetzen. Erste präsentierte Bilanzen zeigten, dass
lokale Gemeinden damit einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung registrieren
konnten. Doch nicht nur in den Philippinen wird dieses Konzept bereits erfolgreich
angewendet.
Eine weitere diskutierte,
sehr interessante Frage war: wie gross sind Walhai-Populationen? Sind es primär
Einzeltiere, oder wandern sie in Gruppen? Aufgrund von Informationen von lokalen
Fischern untersuchten Wissenschaftler unter anderem Regionen in Belize
(Mittelamerika). Dort sollen sich Walhaie zu bestimmten Zeiten in grösserer Zahl
einfinden. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass sich bis zu 25 Walhaie
dort einfanden und zwar dann, wenn zwei Knochenfischarten ihre Eier und Spermien
abgaben. Walhaie ernähren sich primär von Plankton (Kleinstlebewesen), doch konnte
hier nun erstmals gezeigt werden, dass sie solche Ereignisse, wie eben das Abgeben
von Geschlechtsprodukten von Knochenfischen, ebenfalls als Nahrungsgrundlage
benutzen. Verschiedene dieser Walhaie wurden während dieses Ereignisses markiert
und danach in ihren anschliessenden Wanderungen verfolgt. Die meisten Tiere
schwammen wieder in tiefere Regionen, wo sie sich mit verschiedenen
Knochenfischarten zu assoziieren schienen.
Der Abschluss dieses Symposiumsteils zu Walhaien bildete dann eine
Videodokumentation, die erstmals zeigte, wie ein Schwertwal (Orcinus orca) Jagd
auf einen Walhai machte. Die Videodokumentation war zwar eindrücklich und sicher
einmalig, doch unterliessen es die Beobachter die Jagd unter Wasser zu filmen.
Entsprechend muss nun leider weiterspekuliert werden, wie es der Wal schaffte,
sich dem Hai erfolgreich zu nähren und ihn zu beissen. Walhaie haben, abgesehen
von Menschen und Schwertwalen, keine eigentlichen Feinde, entsprechend sind die
Schutzmechanismen und Möglichkeiten dieser Tiere eher beschränkt entwickelt. Im
gesehenen Beispiel drehte der Walhai jeweils seinen Rücken gegen den Wal,
schlussendlich jedoch ohne Erfolg.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Shark Info
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