Von Dr. A. J. Godknecht, Dr. G. D. Guex
1993 setzten die USA einen Fisch-Management Plan für ihre
Küstengewässer in Kraft. Seither führt die amerikanische Regierung
jährlich Untersuchungen durch, um die Auswirkungen des Planes zu
überwachen. Ein Teil des Plans beinhaltet auch die Analyse der
Artenzusammensetzung und Häufigkeit der Hai-Bestände (sehen Sie
hierzu auch den Bericht in Shark Info 4/99). Mit der Durchführung
wurden die NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration
oder Nationale Ozean- und Atmosphären Administration)
beziehungsweise ihre Fischereiabteilung NMFS (Nationaler Mariner
Fischerei Service) betraut. Leiter des Programms für den Golf von
Mexiko und den westlichen Nordatlantik ist der Fischereibiologe Mark
Grace von den NMFS Laboratorien in Pascagoula, Mississippi.
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Die Oregon II, ein zum
Forschungsschiff umgebautes Fischereiboot der NOAA.
© A. Godknecht / Hai-Stiftung
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Die Untersuchungen im Golf von Mexiko werden jedes Jahr zwischen
Juli und Oktober durchgeführt und in der Regel kommt hierfür die
Oregon II, ein Forschungsschiff der NOAA zum Einsatz. Die Haie
werden mit der Longline (siehe unten) gefangen, um Vergleiche mit
der kommerziellen Fischerei zu ermöglichen. Die Longline befindet
sich allerdings nur exakt eine Stunde im Wasser, um möglichst viele
Haie lebend fangen, vermessen, markieren und wieder freilassen zu
können.
Das Fangen und Vermessen der Haie im 24 Stunden Betrieb ist eine
aufwendige Arbeit, die von den Matrosen an Bord der Oregon II nicht
übernommen werden kann. Deshalb lädt Mark Grace gerne
Wissenschaftler und Studierende ein, die für Kost und Logis an den
Expeditionen teilnehmen und tatkräftig mithelfen. Diese Fronarbeit
an der Forschungs-Front ist für die Helfer ein faszinierendes
Erlebnis und oft ihr erster direkter Kontakt mit Haien. Zudem
schonen die Freiwilligen das Budget des Projektes.
Dr. Gaston D. Guex und ich hatten im August die Möglichkeit, als
solche freiwillige wissenschaftliche Fronarbeiter an einer der
Fahrten der Oregon II teilzunehmen und die Projektarbeit hautnah
mitzuerleben. In diesem und dem nächsten Shark Info finden Sie den
Bericht unserer Reise in Tagebuchform.
Abflug mit Swiss 064 von Zürich nach Miami und weiter mit
American
Airlines nach New Orleans. Wir kommen um 10 Uhr abends an, es ist
schwül und im Hotel läuft die Air Condition auf Vollgas. Zu heiss
und zu kalt: Willkommen in tropischen Gefilden.
Abends Bourbon Street. Ein junger Taxifahrer mit einem anfangs etwas
schwer verständlichen, breiten Louisiana Akzent fährt uns und wir
kommen ins Gespräch. New Orleans hat offensichtlich einige dunkle
Ecken, vor denen wir gewarnt werden. Die Kriminalitätsrate sei durch
die grassierende Arbeitslosigkeit speziell hoch. Die Bourbon Street
selbst ist etwas enttäuschend, wohl wie jeder «Red Light District».
Nur in einer einzigen Bar spielt ein echtes Dixieland Orchester;
Schwarze in Smokings, alle über 50 und mit sehr viel Swing. Zum
Abendessen eine Fischplatte mit «Stuffed Crabs», eine Art
Krabbenfleischteig in der Form einer Krabbe, und, im Vergleich zu
purem Krabbenfleisch, eher fad und schwer. Na ja, der Fisch ist
zumindest vorzüglich. Um 2 Uhr sind wir wieder im Hotel und fallen
wie Tote ins Bett.
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Die Haie lassen grüssen.
© A. Godknecht / Hai-Stiftung
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Nach dem Frühstück, es ist 8:50, sind es bereits 30 Grad und etwa 80
Prozent Luftfeuchtigkeit. Ist das ein Vorgeschmack auf das, was uns
auf der Oregon II erwarten wird?
New Orleans kennen zu lernen wäre schön, doch wir müssen los und
nehmen die Interstate 10 Richtung Osten nach Pascagoula,
Mississippi. Abends zuvor hatten wir noch kurz mit Mark telefoniert
und er riet uns, ab Bay Saint Louis den Highway 90 entlang der Küste
über Biloxy und Ocean Springs zu nehmen. Es sei nämlich Hochsaison
für Shrimps und Krabben. Wir würden unterwegs sicher ein
entsprechendes Fischrestaurant finden. Also los ging’s entlang der
sehr malerischen Küste. Schön aber sehr touristisch. Uns schien es,
als gäbe es in jedem Dorf mindestens zwei Spielkasinos.
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George W: Embryonen von
Scharfnasenhaien als makabere Tourismusattraktion.
© A. Godknecht / Hai-Stiftung
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Direkt aus der hailosen Schweiz kommend, sind wir über einige
Fassaden von Restaurants und Shops recht erstaunt. Haie gehören hier
offensichtlich zum täglichen Leben. Auch in den Souvenirläden gibt's
Haitrophäen en masse; Kiefer, Zähne, aber der Renner sind, makaberer
Weise, Embryos des Atlantischen Scharfnasenhaies (Rhizoprionodon
terranovae) in Alkohol. Nach langem Überlegen kaufen wir dann doch
einen - für die Hai-Ausstellung - und taufen ihn George W.
Kurz nach Biloxy, es regnet in der Zwischenzeit Bindfäden, fanden
wir ein nettes Restaurant mit den versprochenen Shrimps und Krabben.
Nach dem Essen waren nicht nur die Krabben «stuffed» und wir
entschieden uns für einen kurzen Verdauungsspaziergang am Meer.
Fischer reiht sich neben Fischer, trotz des inzwischen leichteren
Regens. Als richtige Touristen schauen wir natürlich den Fischern
über die Schultern. Wo in der Schweiz Rotfedern oder Egli an die
Haken gehen, werden hier Scharfnasenhaie geangelt. «Dogfish» meinte
einer der Fischer eher verächtlich. Wie Mark uns später sagte, sind
hier alle Haie «Dogfish».
Am späten Nachmittag erreichten wir Pascagoula. Auf der Suche nach
den Labors der NOAA/NMFS kam unerwartet ein grosser blauer Van mit
vier Mädchen längsseits. «You're looking for the O2? Are you the
guys from far away?» (Sucht Ihr die O2? Seid Ihr die Typen von weit
her?) schallte es aus dem blauen Van. Etwas perplex bejahten wir
Beides und die vier grinsenden Girls forderten uns auf Ihnen zu
folgen. Zwei Minuten später standen wir vor der Oregon II, die für
die nächsten 15 Tage unser schwimmendes zu Hause sein sollte.
An Bord nahm uns Paul, der Koch wie sich schnell herausstellte,
unter seine Fittiche. Er zeigte uns unsere Quartiere und, stolz, die
prall gefüllten Lagerräume der Kombüse. Wir würden sicher nicht
hungern müssen; bye bye Diät. An Bord ist Alkohol verboten und meine
Frau Sabine hatte gehofft, dass ich während der 15 Tage ohne ein
Glas Wein sicher ein paar Kilo abnehmen würde.
Nach der ersten Besichtigung unserer Kabine entschlossen wir uns,
die letzte Nacht an Land doch lieber im Hotel zu verbringen, man
soll's ja nicht gleich übertreiben.
Morgens letzte Einkäufe, dann ein Treffen mit Mark. Es ist immer ein
seltsames Gefühl, wenn man sich nach Jahre langem E-Mail Kontakt
plötzlich persönlich gegenüber steht. Mark begrüsst uns herzlich und
stellt sich als grosser, südstaatlich ruhiger aber äusserst
humorvoller Mittvierziger heraus, dem man das Alter allerdings nicht
ansieht.
Wir erhalten eine Führung durch die NMFS Pascagoula Labors. Das
Hauptthema des Vormittags, Mark war es sichtlich peinlich, sind
jedoch unsere Fingerabdrücke; Sicherheitsmassnahmen. Wir fuhren also
zum verschlafenen Polizeiposten, der sich von innen als eher
überproportioniert herausstellte. Eine freundliche, blonde Valkyre
führte uns ins antiseptisch riechende Untersuchungszimmer und nahm
kurz und schmerzlos, sie machte das offensichtlich nicht das erste
Mal, unsere Fingerabdrücke. Etwas irritierte uns allerdings der
Plastikstuhl mit den vielen Schnallen in der Ecke. Er erinnerte an
eine Requisite aus «Das Schweigen der Lämmer». «Um Leute ruhig zu
stellen» meinte die Blonde, die unsere Blicke wohl bemerkt hatte.
Obwohl man sich sehr nett um uns gekümmert hatte, waren wir dennoch
erleichtert, als wir wieder draussen waren. Gedanken über die
verschlungenen Wege, auf die sich unsere Fingerabdrücke nun in der
undurchschaubaren amerikanischen Bürokratie machen würden,
versuchten wir standhaft zu verdrängen.
Zurück auf der Oregon erfuhren wir, dass wir nicht wie geplant um
13:00 auslaufen können. Der Kompressor des Gefrierraums für die
Köderfische war kaputt und wir mussten noch auf ein mystisches
Ersatzteil warten. Es sei unterwegs aus dem Norden per Fedex und
würde so gegen fünf erwartet. Mark murmelte etwas von «das könnte
länger dauern, letztes Mal haben wir drei Tage auf ein Ersatzteil
gewartet» und verschwand in Richtung Laborgebäude. Da wir nichts
Besseres zu tun hatten, bezogen wir unsere Kabine, natürlich nicht
ohne uns diverse blaue Flecken zuzuziehen. Aber wir würden uns schon
noch an die Kompaktbauweise gewöhnen. Um vier erreichte uns die
Nachricht, dass das Ersatzteil leider noch irgendwo zwischen «dem
Norden» und Pascagoula unterwegs sei, wir morgen wohl Genaueres
erfahren würden und dass das Abendessen an Bord zwischen fünf und
sechs serviert würde. Unsere innere Uhr tickte allerdings noch in
einer Zeitzone irgendwo zwischen der Schweiz und den USA und uns
erschien «Abendessen zwischen fünf und sechs» doch etwas früh. Also
fragten wir Paul, wo wir denn in Pascagoula ein typisches
Mississippi Abendessen bekommen könnten. «Geht ins Tiki, das ist nur
etwa zehn Meilen von hier». Prima, wir hatten unseren Mietwagen ja
gerade erst zurückgegeben. «No problem» meint Paul «take the van».
Und so fuhren wir, die frisch gefingerabdruckten Ausländer von «weit
weg» in einem Van der US Regierung zum Abendessen ins Tiki. Wenn das
George W. – nein, nicht unsere Haikonserve - wüsste.
Das heiss erwartete Teil ist irgendwann einmal am Morgen angekommen
und um 13:00 geht es endlich los. Wir wechseln auf Schiffszeit, das
heisst, von der amerikanischen Zeit mit «am» und «pm» auf das für
uns familiärere 24 Stunden System. Wir werden in zwei Schichten 24
Stunden durcharbeiten. Mark hat uns die Nachtschicht von 0:00 bis 12
Uhr Mittags empfohlen, es wäre für Europäer nicht so heiss. Nun ja,
Mark kommt von hier und hat auch ausreichend Erfahrung. Er muss es
wissen und ist selbst schliesslich auch in der Nachtschicht.
In der Zwischenzeit haben wir auch den Rest der Crew und das
wissenschaftliche Team kennen gelernt. Mit uns in der Nachtschicht
sind Melissa, sie sucht für ihre Dissertation Gelbflossen Grouper,
und Jill, die während den Semestern hauptsächlich unterrichtet.
Dr. John Carlson, Hai-Wissenschaftler aus dem NOAA-Forschungslabor
in Panama City, Florida, war schon auf vielen dieser Fahrten der
Oregon dabei und leitet die Tagschicht. Sein Team besteht aus den
Girls aus dem Van; drei Studentinnen und Lenora, die für diesen Trip
vom NMFS angestellt wurde.
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Die Longline der Oregon II mit exakt 100 Haken
auf 1 km Leine. Die Oregon II fischte während unserer Reise nur mit der am Boden liegenden
Longline.
© Shark Info
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Ein paar Meilen vor Pascagoula setzt die Tagschicht bereits die
erste Longline. Die Prozedur werden wir wohl nie mehr vergessen:
Zuerst werden exakt 100 Haken mit Makrelen-Ködern bestückt. Die
Oregon verlangsamt ihr Tempo auf etwa zwei Knoten. Am Heck der
Oregon wird die Longline an einer Boje mit Radarreflektor befestigt
und die Boje ins Wasser gelassen. Die Oregon entfernt sich nun von
der Boje und rollt langsam die Longline aus. Zuerst wird das
Startgewicht an die Longline gehängt, das sie auf den Meeresboden
herabzieht. Dann werden alle 10 Meter die Haken mit den Ködern in
die Longline eingeklinkt, nach etwa 500 Metern bzw. 50 Haken kommt
das Mittelgewicht, dann nochmals 50 Haken und nach exakt einem
Kilometer das Endgewicht. Zuletzt wird die zweite Boje an der
Longline befestigt, um das Ende der Leine zu markieren. Die Leine
wird genau 60 Minuten draussen bleiben.
Ist die Longline gesetzt, geht's zum Bug und das CTD (siehe
Kasten),
ein Messgerät, das verschiedene chemische Wasserparameter
aufzeichnet, wird langsam auf den Meeresgrund gelassen und wieder
hochgezogen. Die CTD Messung dauert alles in allem etwa 20 Minuten
und dann heisst’s Warten, bis die Longline eingezogen wird. Die
Oregon macht dabei einen langsamen, grossen Kreis zur Startboje
zurück. Es hat sich gezeigt, dass die Leine sich besser vom
Startpunkt aus einholen lässt.
Das Einholen der ersten Longline ist für alle Beteiligten, auch die
hartgesottene Crew, besonders aufregend. Wir konnten es uns
gemütlich machen und aus bester Position der Tagschicht bei der
Arbeit zusehen. Zuerst wird die Boje wieder an Bord geholt und die
Longline an der Winde befestigt. Dann wird sie, in einem geradezu
brutal anmutenden Tempo eingeholt. Wir haben öfter und lange mit
Mark über die hohe Einholgeschwindigkeit diskutiert. Hier geht es um
die möglichst schnelle «Verarbeitung» der Haie. Je schneller sie
wieder im Wasser sind, desto höher ihre
Überlebenswahrscheinlichkeit, meint Mark. Wir sind da eher
skeptisch. Auch wenn Haie keine Schwimmblase haben, so scheint uns
doch der sehr schnelle Druckverlust beim Herausziehen nicht gerade
gesund.
Sobald das Startgewicht an Bord geholt wird, wird’s spannend. Schon
an einem der ersten Haken hängt ein kleiner Atlantischer
Scharfnasenhai, der, um die Leine herumwirbelnd, an Bord gezogen
wird. Auf dem Vordeck ist bereits alles zum Vermessen und Markieren
vorbereitet. Es muss schnell gehen. John Carlson schnappt sich den
wild um sich schlagenden Racker, ein Männchen, und zieht dem Hai mit
einer geschickten Drehung den Haken aus dem Maul. Dann wird er auf
eine Messlatte gelegt und die Gesamtlänge sowie die Länge zwischen
Schnauze und dem Punkt, an dem sich die obere und untere Hälfte der
Schwanzflosse treffen (Fork Length) gemessen. Der Hai wird dann noch
gewogen, und, nachdem alle Daten säuberlich notiert sind, wieder ins
Wasser geworfen. Mark hat sich zu uns gesellt und meint, dass sie
während des Projektes bereits ausreichend viele Scharfnasen markiert
hätten, so dass sie sie nur noch vermessen. Nach ein paar weiteren
Scharfnasen, die die Girls vermessen, kommt ein Hundshai (Mustelus
canis) hoch. Er ist mit 1.20 m um einiges grösser, als die etwa 80
cm langen Scharfnasenhaie, die wir bisher vermessen haben. Der
Hundshai wird vermessen, markiert und erhält zudem noch eine
Injektion mit OTC (Oxy-Tetracyclin). OTC lagert sich wie ein
Jahresring in den Rückenwirbeln ein. Wird der Hai irgendwann mal
wieder gefangen, kann man am Zuwachs der Rückenwirbel seit der
Injektion seine Wachstumsrate berechnen.
An jeder Station, an der wir eine Longline setzen, werden
Wasseruntersuchungen mit dem CTD vorgenommen. CTD steht für
Conductivity (Leitfähigkeit), Temperature, Depth (Tiefe). Das CTD
kann jedoch auch Sauerstoffgehalt und Planktonkonzentration
bestimmen. Während dem Herablassen des CTDs auf den Meeresgrund wird
so ein chemisches Wasserprofil erstellt.
Die Oregon selbst ist an über 20 Punkten zwischen Mast und Kiel mit
Sensoren gespickt, die während der ganzen Fahrt Daten an den
Zentralcomputer senden. So werden permanent Daten über
Wassertemperatur (Oberfläche/Kiel) Luftfeuchtigkeit, Temperatur,
Windstärke und vieles mehr registriert, die dann an die
ozeanographische Abteilung der NOAA zur Auswertung weitergeleitet
werden.
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Immer mehr Scharfnasen werden an Bord gezogen, alles Männchen, alle
ähnlich gross. Wir haben einen Männchen-Schwarm erwischt.
Scharfnasenhaie sind bekannt dafür, dass sie in
gleichgeschlechtlichen Schwärmen umher ziehen. Von einigen der
Scharfnasenhaien können wir nur noch die Köpfe oder angebissene
Vorderteile an Bord ziehen. Sie wurden beim Einholen offensichtlich
von anderen Haien geschnappt.
Zwischen den Scharfnasenhaien kommen jetzt auch ein paar Spinnerhaie
(Carcharhinus brevipinna) hoch. Man kann sie an ihrer schwarzen
Analflosse gut von Schwarzspitzen Haien (C. limbatus) unterscheiden.
Es sind kleinere Exemplare von etwa 1.30 m. Sie werden vermessen,
markiert und wieder frei gelassen.
Plötzlich entsteht Aufregung bei der Tagschicht. Ein 2.50 m langer
Schwarzspitzen Hai zerrt an der Leine und hat bei seinem Kampf eine
Reihe Haken in ein rechtes Durcheinander verdreht. Er hängt,
zusammen mit dem Kopf eines Scharfnasenhaies, den er wohl fressen
wollte, am Haken. Er ist zu gross, um an Bord geholt zu werden. John
versucht ihn ein Stück aus dem Wasser zu ziehen, um sein Geschlecht
festzustellen. Er hat Clasper, ist also ein Männchen. Die
Gesamtlänge wird geschätzt, die Fork Length und das Gewicht werden
später anhand von Tabellen ermittelt. Der Hai bekommt jetzt noch
eine Marke, was gar nicht so einfach ist, denn der Hai schwimmt am
Haken hin und her und versucht abzutauchen. Die Marke wird an einem
2.50 Meter langen Stock befestigt und John versucht sie, von Bord
aus, direkt beim Hai unterhalb der Rückenflosse in den
Flossenstrahlen zu verankern. Dort stört sie ihn am wenigsten. John
ist sehr erfahren und trifft beim ersten Versuch. «Good shot»
klingts von Rechts und Links beifällig. Dann wird der Haken einfach
abgeschnitten und der Hai macht sich schleunigst davon. Auf meine
Frage, ob der Haken den Hai denn nicht stört, meinte John nur «der
rostet schon raus» (sehen Sie hierzu auch den Bericht über
«Krankhafte Veränderungen durch Haken bei Blauhaien»
in diesem Shark Info).
Noch ein paar Scharfnasen und das Endgewicht kommt an Bord. Es war
äusserst spannend. Es ist jetzt etwa 14:00. Um Mitternacht beginnt
unsere Schicht. Wir sind schon gespannt.
Fortsetzung im nächsten Shark Info
* Alexander J. Godknecht
und Gaston D. Guex sind im Stiftungsrat der
Hai-Stiftung und der Redaktion von Shark Info.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Dr. A. J. Godknecht, Dr. G. D. Guex
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