Von Dr. John F. Morrissey
Hammerhaie sind weltweit verbreitet, gelten als äusserst aktive Schwimmer und leben
in fast allen warmen, gemässigten und tropischen Meeren. Sie halten sich vor allem
in relativ flachem Wasser bis in Tiefen von etwa 270 Meter über den Kontinental-
und Inselsockeln auf; eigentliche Hochseevertreter gibt es nicht.
Wie alle ihre Artgenossen besitzen auch sie eine innere Befruchtung; sie machen, ähnlich
den Menschen, eine plazentale Entwicklung der Embryonen durch und sind lebendgebärend.
Einige Arten bilden Schulen von mitunter mehreren hundert Tieren. Hammerhaie haben
eine sehr breite Nahrungspalette; dazu gehören Knochen- und Tintenfische, andere
Haie und Rochen, Krebse, Krevetten und Hummer.
Sie traten erstmals vor 16 Millionen Jahren im unteren Miozän in der Region des heutigen
Portugal und Frankreich auf. 1872 wurden sie von der Wissenschaft als eigene Familie
(Sphyrnidae) beschrieben. Heute unterscheidet man neun Hammerhaiarten, deren
Körperlänge sehr unterschiedlich sind. Beim beim Korona-Hammerhai zum Beispiel (Sphyrna
corona) liegt sie unter einem Meter; der Grosse Hammerhai (Sphyrna mokarran)wird
bis zu über sechs Meter lang.
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Illustration: René Kindlimann / Shark Info 1997
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Die kleinste und kaum bekannte Art ist der Korona-Hammerhai, er kommt in der Region
des östlichen Pazifik vor, vom Golf von Kalifornien bis nach Peru. Der Kleinaugen-Hammerhai
(Sphyrna tudes) eine ebenfalls kleine und kaum untersuchte Art der südlichen Karibik,
frisst Krevetten und lagert deren Karotin im Gewebe ab, was den Jungtieren
eine orange Färbung verleiht; deshalb nennt man sie auch Goldene Hammerhaie . Der
Glatte Hammerhai (Sphyrna zygaena) kommt weltweit vor und scheint gegenüber kühlerem
Wasser toleranter als andere zu sein, denn ab und zu ist er auch im offenen Wasser zu finden.
Die häufigste Art ist der Bogenstirn-Hammerhai (Sphyrna zygaena) weltweit verbreitet
in warmen, gemässigten und tropischen Gewässern. Ganz allgemein weiss man noch
sehr wenig über die verschiedensten Arten, so sind auch die sehr kleinwüchsigen Scoopheads
(Sphyrna media) vor Zentral- und Südamerika schlecht untersucht oder auch die bis
zu drei Meter langen Weissflossen-Hammerhaie (Sphyrna couardi) , die vorwiegend vor
der Küste Senegals und des tropischen Westafrikas vorkommen.
Die Formen und Grössen der Hämmer sind sehr unterschiedlich. Die Extreme finden sich
bei zwei kleinen Arten, dem Schaufelkopf-Hammerhai (Sphyrna tiburo) und dem Flügelkopf-Hammerhai
(Eusphyra blochii) Die Hammerbreite des Schaufelkopfes beträgt nur etwa einen Fünftel
seiner Körperlänge. Diese häufige und gut untersuchte Art mit ihrem
schaufelförmigen Kopf lebt in sehr flachem Wasser in Schulen auf beiden Seiten von Zentralamerika.
Ihre Hauptbeute sind Krebse, die sie mit ihrem backenzahnartigen Gebiss knacken. Das
andere Extrem bezüglich der Kopfgrösse, der Flügelkopf, lebt im Indo-Westpazifik;
sein bizarrer, bumerangförmiger Kopf erreicht 50 bis 70% der Körperlänge.
Weshalb es Haie mit einer so seltsamen Kopfform gibt, darüber wird oft gerätselt.
Die häufigste vertretene Meinung: sie dient beim Schwimmen als vorderer, horizontaler
Stabilisator, so wie die Tragflächen eines Flugzeuges. Beide, Haie und Flugzeuge,
erzeugen ihren Auftrieb mit ihren Brustflossen, bzw. Flügeln, erzeugt durch konstantes Schwimmen,
bzw. Fliegen. Sobald ein Hai oder ein Flugzeug aufhört, sich zu bewegen, sinkt er,
bzw. stürzt es ab. So geht man davon aus, dass der Hammer denselben Effekt hat, wie
die Tragflächen eines Flugzeuges. Es gibt Daten, die diese Hypothese unterstützen.
Hammerhaie besitzen relativ kurze Brustflossen (Flügel). In der Karibik beispielsweise
habe ich belegen können, dass Bullen-, Zitronen- und karibische Riffhaie Brustflossen haben,
die etwa 18 bis 21 Prozent ihrer Körperlänge betragen; im Gegensatz zu Grossen
Hammerhaien, bei denen die Brustflossen nur 13 bis 15 Prozent ausmachen. Grosse Hammerhaie
benötigen keine längeren, da sie zusätzlich den Hammer (Flügel) zur
Verfügung haben.
Den Hämmern, auch Cephalofolie genannt, werden neben der Stabilisation weitere Aufgaben
zugeschrieben. So meinen einige Biologen, dass sie das sensorische Vermögen vergrösssern;
denn die seitliche Ausdehnung des Haikopfes beeinflusst drei wichtige Sinne. Weil die Augen und
die Nasenlöcher an den beiden äussersten Hammerenden liegen, verbessern
sie die Möglichkeiten des Sehens und Riechens. Es zeigte sich, dass Hammerhaie, im
Gegensatz zu anderen Haien, auch dann dreidimensional sehen können, wenn sie
direkt nach vorne blicken. Ebenso wurde gezeigt (Johnson und Tester), dass Schaufelkopf-Hammerhaie
zu ihrer Linken und Rechten unterschiedlich starke Konzentrationen von Geruchsstoffen
unterscheiden können und jeweils zur stärkeren Konzentration schwimmen. Beim
Flügelkopf-Hammerhai geht man davon aus, dass er eine extrem gut ausgebildete Geruchswahrnehmung
hat, da sich seine Nasengrube entlang der gesamten vorderen Kopfkante ziehen. Schliesslich
geht man davon aus, dass beim Hammerhai die Wahrnehmung mit dem elektrorezeptiven Organ
effektiver ist als bei anderen Haien. Diese sogenannten Lorenzinischen
Ampullen (siehe Fact Sheet Nummer 2 vom 10.2.96) ermöglichen den Tieren das Wahrnehmen
selbst geringster elektromagnetischer Felder und damit das Aufspüren von zum Beispiel
im Sand vergrabenen Beutetieren, wie etwa Rochen. So wurde im Maul eines Grossen
Hammerhais gegen hundert giftige Stacheln von Stechrochen gefunden, von Tieren, die
sich vornehmlich im Sand vergraben.
Einigen Biologen glauben, dass die seitlichen Hörner dieser Tiere auch dazu dienen,
Konkurrenten zu vertreiben und Räuber einzuschüchtern. So wurde kürzlich in der Karibik
ein Hammerhai gefilmt, der einen Stechrochen (Dasyatis americana) fing und frass.
Dabei wurde beobachtet, wie der Hai seine Beute mit dem Kopf zu Boden drückte und
festhielt, um dann zuzubeissen.
* Dr. John F. Morrissey ist Professor an der Hofstra University,
Hempstead, New York, und befasst sich mit Verwandtschaftsbeziehungen von Haien.
Ausgewählte Literatur:
Johnsen, P. B. and J. H. Teeter. (1985). Behavioral responses
of bonnethead sharks (Sphyrna tiburo) to controlled olfactory stimulation. Mar. Behav.
Physiol. 11: 283-291.
Nakaya, K. (1995). Hydrodynamic function of the head in the
hammerhead sharks (Elasmobranchii:
Sphyrnidae). Copeia 1995(2): 330-336.
Strong, W. R., Jr., F. F. Snelson, Jr. and S. H. Gruber. (1990). Hammerhead shark predation
on stingrays: An observation of prey handling by Sphyrna mokarran. Copeia 1990(3):
836-840.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Dr. John F. Morrissey
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