Von Andy Cobb
Mit dem Regierungswechsel kam es in Südafrika auch zu verschiedenen
Gesetzesänderungen in der Verfassung.
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Käfigtauchen mit Weissen Haien (Carcharodon carcharias)
ist eine der Tourismusattraktionen Südafrikas.
© Klaus Jost / Hai-Stiftung
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Ein neues Gesetz wurde dabei bevorzugt in öffentlichen Anhörungen diskutiert und
danach in ein Vernehmlassungsverfahren geschickt. Diese Vorgehensweise bewirkte
nun erstmals, dass innerhalb der Gesetzgebung rund um den Tourismus auch marine
Aspekte gesetzlich verankert wurden. Der marine Ökotourismus spielt in Südafrika
eine wichtige Rolle. Speziell das Käfigtauchen mit Weissen Haien (Carcharodon
carcharias), das vorwiegend in der Region von Gansbaai (ca. 120 km südöstlich von
Kapstadt) angeboten wird und das Tauchen mit Sandtigerhaien (Carcharias taurus)
in der Region Durban sind wichtige Zentren dieser Tourismusbranche. Ein sehr
wichtiger Punkt bei einer gesetzlichen Regelung dieser Tauchaktivitäten ist, dass
die Tiere in keiner Form beeinträchtigt oder gar verletzt werden dürfen. Die für
ein solches Gesetz zuständige Regierungsstelle ist das «Marine Coastal
Management» (MCM). Das MCM vergibt und kontrolliert zudem Lizenzen und ist
verantwortlich dafür, dass die Lizenznehmer sich an die einschlägigen Richtlinien
(Code of Conduct) halten. Diese schreiben vor, wie mit Wildtieren umzugehen ist.
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Ein Sandtigerhai (Carcharias taurus),
wie er im Gebiet der Aliwal Shoal vorkommt.
© Hai-Stiftung
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Eine problematische Region für die Erstellung von Richtlinien sind die «Aliwal
Shoal» (siehe auch Shark Info 1/2000) Tauchplätze vor
Umkomaas an der Kwa Zulu
Küste in Natal. Diese Region erlangte vor einigen Jahren weltweite Bekanntschaft
wegen ihrer hohen Dichte an Sandtigerhaien. Sandtigerhaie sind einige der wenigen
Grosshaiarten, die auf ihren Wanderungen über längere Zeit an einem Ort
verweilen. Der zunehmende Druck durch Taucher, verbunden mit der zeitweise eher
sesshaften Lebensweise dieser Haiart bewirkte aber, dass immer mehr Tiere in
ihrer natürlichen Verhaltensweise gestört wurden. Eine Beeinträchtigung ihres
Lebensraumes war die direkte Folge. Die Beeinträchtigung wurde zusätzlich
dadurch verstärkt, dass Tauchanbieter in der selben Region damit begannen,
Tigerhaie (Galeocerdo cuvier) mit Futter anzulocken. Neben Sandtigerhaien waren
nun auch noch Tigerhaie eine Attraktion und der finanzielle Aspekt begann eine
tragende Rolle zu spielen. Gerade diese Kommerzialisierung machte es unabdingbar,
dass nur noch eine gezielte und kontrollierte Form des Tauchens in dieser Region
zugelassen werden durfte. Zwei Punkte wurden wichtig. Zum einen musste verhindert
werden, dass die Sandtigerhaie zu stark in ihrer Verhaltensweise gestört wurden,
zum anderen mussten unbedingt Unfälle mit den Tigerhaien vermieden werden.
Diese zunehmenden Konflikte führten am 18. August 2001 zu einem offenen Gespräch
zwischen den verschiedenen Interessensgruppen und der MCM Leitung. Alle
Interessensgruppen kamen zu Wort und konnten sich für oder gegen eine Fütterung
der Haie um Aliwal Shoal äussern. Die Entscheidung der MCM war, dass die
Aktivitäten reglementiert werden müssten und verschiedene Forderungen, die in
einer ersten Phase getestet werden sollten, wurden ausgearbeitet. Eine erste
Forderung sah vor, dass alle beteiligten Tauchanbieter angewiesen werden müssen,
ein Logbuch über ihre Ausfahrten zu führen. So sollte festgestellt werden, wie
viele Taucher tatsächlich die Region von Aliwal Shoal besuchen. Daneben wurde
auch eine Gebührenpflicht eingeführt, die zwischen kommerziellen Anbietern und
Freizeitsportlern unterschied. Da es sich bei dieser Region um einen -
taucherisch gesehen - eher anspruchsvollen Tauchplatz handelt, wurde dort
jegliche Form von Tauchausbildung verboten. Dies sollte verhindern, dass die
Sandtigerhaie durch unkontrollierte Taucher noch stärker gestört würden. Einer
der wichtigsten Punkte war, dass Tigerhaie nicht näher als in einem Radius von
einem Kilometer um die eigentliche Aliwal Shoal durch Fütterungen angelockt
werden dürfen.
Ein weiterer Schritt hin zur Eliminierung möglicher Belästigungen der
Sandtigerhaie ist die biologische Ausbildung der Tauchanbieter. Diejenigen unter
ihnen, die weiterhin Taucher zu den Haien bringen möchten, müssen Haikurse
besuchen, um den Tauchtouristen einerseits die notwendigen Informationen zukommen
lassen zu können, andererseits aber auch um selbst besser informiert zu sein. Die
Tauchleiter müssen in der Lage sein, mögliche Veränderungen im Verhalten der Haie
zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Eine solche Ausbildung geschieht in
Anlehnung an die THETA (Tourism Hospitality Sports Education Training Act), der
Dachorganisation für die Ausbildung von Tourleitern in Südafrika. Das erste
Treffen zwischen THETA und bereits ausgebildeten Haitauchern, sanktioniert durch
die lokalen Tauchverbände, wurde Ende September 2001 in Kapstadt durchgeführt.
Ziel des Treffens war, Ausbildungsrichtlinien auszuarbeiten, um als THETA
zugelassener Haitourguide akzeptiert zu werden.
Die neue Regierung Südafrikas erwirkte, dass nun auch Haie, wie bereits Wale und
Seehunde, als marine «Tourismus-Art» anerkannt sind. Dies ermöglicht eine
gesetzliche Kontrolle der Tourismusaktivitäten um Haie. Jegliche Form der
Belästigung dieser Tiere muss nun auf ein Minimum reduziert werden und es kann
schnell reagiert werden, falls weitere Schutzmassnahmen notwendig werden sollten.
Ab 2002 wird Aliwal Shoal unter dem neuen Gesetz als eine Naturschutzzone
anerkannt.
* Andrew C. R. Cobb ist ein prominenter Hai-Schützer
in Südafrika
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Andy Cobb
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