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Shark Info   (15.12.2000)

Author

  Intro:

Freitauchen mit Grosshaien

Shark Info

  Hauptartikel:

Freitauchen mit Grosshaien - Unfug oder Notwendigkeit?

Dr. E. K. Ritter

  Artikel 1:

Die Liste bedrohter Haiarten: Wie hilfreich ist sie wirklich?

Shark Info

  Artikel 2:

Initiative zum Verbot von Haifüttern in Florida abgelehnt

Richard Finkus

  Artikel 3:

Gesetz gegen Finning in US-Gewässern vom amerikanischen Senat verabschiedet

Shark Info

  Fact Sheet:

Riesenhaie

Dr. E. K. Ritter


Die Liste bedrohter Haiarten: Wie hilfreich ist sie wirklich?

Von Shark Info

Die Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) stellt den Beginn dar, eine Übersicht über die gefährdeten Tierarten zu erhalten. Momentan sind fast 60 Haiarten auf der roten Liste der IUCN aufgeführt. Leider ist sie vor allem in bezug auf die Haie noch sehr unvollständig. Der Grund dafür liegt hauptsächlich in der ungenügenden Erforschung dieser Haiarten.

Das generelle Problem

Nicht nur die aufgelisteten Haiarten, sondern auch die anderen Tierarten der IUCN werden nach bestimmten Kriterien untersucht und entsprechend in Bedrohungsgrade eingeteilt. Diese reichen von «ungenügend Daten» bis hin zu «ausgestorben in der Wildnis» und dazwischen werden sie alle eingestuft. Und gerade hier muss zum ersten Mal die Stirn gerunzelt werden, denn es sind eben nur die Arten aufgelistet, die bezüglich ihrer Gefährdung untersucht werden konnten. Es ist ein grosses Problem, dass viele Arten erst auf die Listen kommen, wenn es bereits zu spät, oder eine Rettung sehr fraglich ist. Finanzielle Engpässe verhindern es oftmals, Tiere zu untersuchen, die möglicherweise bedroht sind. So beschränken sich Sachbearbeiter oft nur auf leicht zu untersuchende Arten, oder aber zufällig gefundene Arten wie beispielsweise der Gangeshai, die nicht bewusst gesucht wurden, sondern zufällig im Fang eines Fischers oder in einem Museum wiederentdeckt wurden. Doch was ist mit den anderen 400 Haiarten? Sind keine davon in einem gefährdeten Zustand? Doch, denn diese Arten sind entweder so selten, dass man sie nahezu nie zu Gesicht bekommt, oder sie können aus finanziellen Gründen nicht untersucht werden. Das lässt natürlich dann die Frage zu, was nützt eine Liste gefährdeter Arten, wenn nicht bekannt ist, welche Arten zusätzlich noch gefährdet sind und wie die aufgelisteten Arten im Verhältnis zu den noch nicht untersuchten stehen? Es wäre in der heutigen Zeit angebracht, vorsorglich erst einmal alle Haiarten unter einen gewissen Schutz zu stellen, um dann nach entsprechenden Untersuchungen nicht gefährdete Arten wieder für den Fang freizugeben. Ist die Dichte einer Population so gering, dass keine Partner zur Paarung mehr gefunden werden können, wird sie als biologisch ausgestorben bezeichnet. Ist ein solcher Zustand einmal eingetreten, nützt keine Schutzmassnahme mehr, um die Art noch retten zu können.

Die momentane Situation

Von den in den IUCN-Listen aufgeführten Haiarten fallen rund 60% in die Kategorie «data deficient» (nicht genügend Daten) oder «low risk» (geringes Risiko). Die restlichen Arten werden als «endangered» (gefährdet), «vulnerable» (anfällig) und «critically endangered» (kritisch) aufgeführt. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass dieses Bild nicht der Tatsache entsprechen kann. Es sind bei weitem mehr als die knapp 25 Haiarten gefährdet oder kurz vor dem Aussterben, doch geringe finanzielle Mittel und personelle Engpässe verunmöglichen es, der realen Situation auf den Grund zu gehen.

Durchsetzung auf internationaler Ebene

Geht man nun aber davon aus, dass einige dieser Arten, wie beispielsweise der Borneohai (Carcharhinus borneensis), Gangeshai (Glyphis gangeticus) oder Speerzahnhai (Glyphis glyphis), um nur einige zu nennen, wirklich bedroht oder gar vom Aussterben bedroht sind, müsste alles unternommen werden, dass diese Tiere nicht weiterhin befischt oder im Beifang getötet werden können. Doch ein Schutz ist in den meisten Fällen immer noch Wunschdenken. Bedenkt man, dass auch bei der letzten CITES Konferenz (Convention on International Trade in Endangered Species) im April 2000, an der 150 Nationen teilnahmen, weder die so bekannten Weissen Haie (Carcharodon carcharias), noch die Walhaie (Rhincodon typus) oder die Riesenhaie (Cetorhinus maximus) einen schützenswerten Status erhielten, der es verbietet, diese Tieren zu töten oder Handel mit ihnen zu treiben, reicht guter Wille alleine nicht, um eine Veränderung zu erzielen. Nur dort, wo der Schutz gesetzlich durchgesetzt werden kann, sind Schutzmassnahmen wirksam.

Trotz allem ein Fortschritt

Unabhängig davon, ob die Listen der IUCN bezüglich Haie nun vollständig sind oder nicht und dass es noch keine legalen Mittel gibt, die gefährdeten Arten auf internationaler Ebene zu schützen, stellen sie doch einen Anfang dar. Sie sind ein erster Schritt dahin, diese gefährdete Tiergruppe in einem allgemeinen Rahmen zu erfassen und Politikern Argumente zu geben, den Schutz dieser Tiere zu ermöglichen. Gute Ansätze sind auf der nationalen Ebene erkennbar, so sind Weisse Haie in den USA, Südafrika und Australien sehr effizient geschützt. Australien hat vor kurzem zudem auch Sandtigerhaie (Carcharias taurus) unter Schutz gestellt. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich mehr Menschen dieser Tiere annehmen und man in absehbarer Zukunft ein besseres Verständnis hat, wie viele Haiarten zusätzlich unseren Schutz benötigen.

Die Liste der aufgeführten Haiarten und deren Bedrohungsgrade können bei Shark Info angefordert werden.

Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Shark Info



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modifiziert: 04.06.2016 11:48