Von Shark Info
Die Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural
Resources) stellt den Beginn dar, eine Übersicht über die gefährdeten Tierarten zu
erhalten. Momentan sind fast 60 Haiarten auf der roten Liste der IUCN aufgeführt.
Leider ist sie vor allem in bezug auf die Haie noch sehr unvollständig. Der Grund
dafür liegt hauptsächlich in der ungenügenden Erforschung dieser Haiarten.
Nicht nur die aufgelisteten Haiarten, sondern auch die anderen Tierarten der IUCN
werden nach bestimmten Kriterien untersucht und entsprechend in
Bedrohungsgrade eingeteilt. Diese reichen von «ungenügend Daten» bis hin zu
«ausgestorben in der Wildnis» und dazwischen werden sie alle eingestuft. Und
gerade hier muss zum ersten Mal die Stirn gerunzelt werden, denn es sind eben
nur die Arten aufgelistet, die bezüglich ihrer Gefährdung untersucht werden konnten.
Es ist ein grosses Problem, dass viele Arten erst auf die Listen kommen, wenn es
bereits zu spät, oder eine Rettung sehr fraglich ist. Finanzielle Engpässe verhindern
es oftmals, Tiere zu untersuchen, die möglicherweise bedroht sind. So beschränken
sich Sachbearbeiter oft nur auf leicht zu untersuchende Arten, oder aber zufällig
gefundene Arten wie beispielsweise der Gangeshai, die nicht bewusst gesucht
wurden, sondern zufällig im Fang eines Fischers oder in einem Museum
wiederentdeckt wurden. Doch was ist mit den anderen 400 Haiarten? Sind keine
davon in einem gefährdeten Zustand? Doch, denn diese Arten sind entweder so
selten, dass man sie nahezu nie zu Gesicht bekommt, oder sie können aus
finanziellen Gründen nicht untersucht werden. Das lässt natürlich dann die Frage zu,
was nützt eine Liste gefährdeter Arten, wenn nicht bekannt ist, welche Arten
zusätzlich noch gefährdet sind und wie die aufgelisteten Arten im Verhältnis zu den
noch nicht untersuchten stehen? Es wäre in der heutigen Zeit angebracht, vorsorglich
erst einmal alle Haiarten unter einen gewissen Schutz zu stellen, um dann nach
entsprechenden Untersuchungen nicht gefährdete Arten wieder für den Fang
freizugeben. Ist die Dichte einer Population so gering, dass keine Partner zur
Paarung mehr gefunden werden können, wird sie als biologisch ausgestorben
bezeichnet. Ist ein solcher Zustand einmal eingetreten, nützt keine
Schutzmassnahme mehr, um die Art noch retten zu können.
Von den in den IUCN-Listen aufgeführten Haiarten fallen rund 60% in die Kategorie
«data deficient» (nicht genügend Daten) oder «low risk» (geringes Risiko). Die
restlichen Arten werden als «endangered» (gefährdet), «vulnerable» (anfällig) und
«critically endangered» (kritisch) aufgeführt. Man muss kein Hellseher sein, um zu
wissen, dass dieses Bild nicht der Tatsache entsprechen kann. Es sind bei weitem
mehr als die knapp 25 Haiarten gefährdet oder kurz vor dem Aussterben, doch
geringe finanzielle Mittel und personelle Engpässe verunmöglichen es, der realen
Situation auf den Grund zu gehen.
Geht man nun aber davon aus, dass einige dieser Arten, wie beispielsweise der
Borneohai (Carcharhinus borneensis), Gangeshai (Glyphis gangeticus) oder
Speerzahnhai (Glyphis glyphis), um nur einige zu nennen, wirklich bedroht oder gar
vom Aussterben bedroht sind, müsste alles unternommen werden, dass diese
Tiere nicht weiterhin befischt oder im Beifang getötet werden können. Doch ein
Schutz ist in den meisten Fällen immer noch Wunschdenken. Bedenkt man, dass
auch bei der letzten CITES Konferenz (Convention on International Trade in
Endangered Species) im April 2000, an der 150 Nationen teilnahmen, weder die
so bekannten Weissen Haie (Carcharodon carcharias), noch die Walhaie
(Rhincodon typus) oder die Riesenhaie (Cetorhinus maximus) einen
schützenswerten Status erhielten, der es verbietet, diese Tieren zu töten oder
Handel mit ihnen zu treiben, reicht guter Wille alleine nicht, um eine Veränderung zu
erzielen. Nur dort, wo der Schutz gesetzlich durchgesetzt werden kann, sind
Schutzmassnahmen wirksam.
Unabhängig davon, ob die Listen der IUCN bezüglich Haie nun vollständig sind
oder nicht und dass es noch keine legalen Mittel gibt, die gefährdeten Arten auf
internationaler Ebene zu schützen, stellen sie doch einen Anfang dar. Sie sind ein
erster Schritt dahin, diese gefährdete Tiergruppe in einem allgemeinen Rahmen zu
erfassen und Politikern Argumente zu geben, den Schutz dieser Tiere zu
ermöglichen. Gute Ansätze sind auf der nationalen Ebene erkennbar, so sind
Weisse Haie in den USA, Südafrika und Australien sehr effizient geschützt.
Australien hat vor kurzem zudem auch Sandtigerhaie (Carcharias taurus) unter
Schutz gestellt. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich mehr Menschen dieser Tiere
annehmen und man in absehbarer Zukunft ein besseres Verständnis hat, wie viele
Haiarten zusätzlich unseren Schutz benötigen.
Die Liste der aufgeführten Haiarten und deren Bedrohungsgrade
können bei Shark Info angefordert werden.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Shark Info
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